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Es kriselt um Taiwan: China droht mit Flugzeugträger

Der Stein des Anstoßes: McCarthy traf Taiwans Präsidentin Tsai Ing-wen. Im Hintergund Chinas Flugzeugträger "Shandong".
Der Stein des Anstoßes: McCarthy traf Taiwans Präsidentin Tsai Ing-wen. Im Hintergund Chinas Flugzeugträger "Shandong". ©APA/AFP
Zwischen China und Taiwan haben sich die Spannungen nach einem Treffen von Taiwans Präsidentin Tsai Ing-wen mit dem Vorsitzenden des US-Repräsentantenhauses, Kevin McCarthy, verschärft.

Die taiwanische Regierung beobachtete am Donnerstag einen chinesischen Flugzeugträger vor der eigenen Ostküste und zeigte sich außerdem besorgt über die Ankündigung Chinas, Schiffe in der Straße von Taiwan inspizieren zu wollen.

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McCarthy - der dritthöchste Politiker in der US-Führungshierarchie - und andere republikanische und demokratische Abgeordnete hatten Tsai am Mittwoch in der "Ronald Reagan Presidential Library" in Kalifornien getroffen. Die Begegnung fand trotz der Androhung von Vergeltungsmaßnahmen seitens Chinas statt.

Chinas militärische Präsenz

Zuletzt schickte China fast täglich Kampfjets in Richtung der demokratisch regierten Inselrepublik. Zudem unternimmt Peking Schritte, um Taiwan Verbündete abspenstig zu machen.

Erst kürzlich brach Honduras seine diplomatischen Beziehungen zu Taiwan ab und wandte sich China zu.

Die Führung in Peking betrachtet das demokratisch regierte Taiwan als abtrünnige Provinz und sieht Treffen taiwanischer Spitzenpolitiker mit westlichen Politikern als Abkehr vom Ein-China-Prinzip an. Dazu haben sich die USA, unter anderem aber auch Deutschland bekannt. So verzichtet Deutschland auf offizielle Begegnungen der Bundestagspräsidentin mit der taiwanischen Führung. Treffen etwa von Fachministern oder Abgeordneten werden dagegen als unproblematisch angesehen, auch wenn die Volksrepublik ebenfalls gegen diese Gespräche protestiert.

China droht mit Maßnahmen

China hat nach dem Besuch der taiwanischen Präsidentin Tsai Ing-wen in den USA kraftvolle Schritte angekündigt. Die USA befänden sich auf einem falschen und gefährlichen Weg, erklärte das chinesische Außenministerium am Donnerstag nachdem der Repräsentantenhausvorsitzende Kevin McCarthy Tsai empfangen hatte. "Wir werden entschlossene Maßnahmen ergreifen, um die separatistischen Kräfte der "Unabhängigkeit Taiwans" und ihre Aktionen zu bestrafen und die Souveränität und territoriale Integrität unseres Landes entschlossen zu schützen", hieß es in einer Erklärung.

China schickt Flugzeugträger

Als Reaktion auf die Zusammenkunft McCarthys mit Tsai habe die Regierung in Peking den chinesischen Flugzeugträger Shandong in ein Seegebiet etwa 370 Kilometer vor Taiwans Ostküste geschickt, sagte Taiwans Verteidigungsminister Chiu Kuo-cheng. Bisher seien keine Starts vom Deck des Schiffes beobachtet worden. Später erklärte er, der Flugzeugträge befinde sich östlich der Südspitze Taiwans und werde von taiwanischen Kriegsschiffen in einer Entfernung von fünf bis sechs Seemeilen beobachtet.

Chinas Flugzeugträger "Shandong" unterwegs im Pazifik etwa 300 Kilometer südlich von Okinawa. ©APA/AFP/Japan's Ministry of Defense/HANDOUT

Das japanische Verteidigungsministerium erklärte, der chinesische Marine-Verband bestehe aus drei Schiffen, darunter eine Fregatte und ein Begleitschiff. Der Verband werde von einem japanischen Kriegsschiff überwacht. China hatte im vergangenen August umfangreiche Manöver rund um Taiwan durchgeführt, nachdem die damalige Sprecherin des US-Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, die Hauptstadt Taipeh besucht hatte.

Nach der Ankündigung Chinas, Schiffe in der Straße von Taiwan zu inspizieren, rief Taiwan die Reedereigesellschaften auf, auf entsprechende Anfragen nicht einzugehen. Vielmehr sollten betroffene Schiffskapitäne sich umgehend an die taiwanische Küstenwache wenden und um Unterstützung bitten.

Der taiwanische Aktienmarkt reagierte am Donnerstag weitgehend gelassen auf die jüngsten Spannungen, und der Leitindex TWII schloss mit einem Minus von 0,4 Prozent.

Staatsbesuche in China

Parallel zu den Spannungen um Taiwan führen Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen am Donnerstag Gespräche mit Chinas Präsident Xi Jinping. Während Macron auf Aufträge für die französische Wirtschaft hofft, hatte sich von der Leyen vor der gemeinsamen Visite kritischer gegenüber der kommunistischen Führung in Peking geäußert. Auch der Ukraine-Krieg soll Thema sein. Außerdem dürfte auch die aktuelle Entwicklung rund um Taiwan angesprochen werden.

(APA)

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