AA

Erstmals Beerdigung auf Österreichs erstem islamischen Friedhof

Auf Österreichs erstem islamischen Friedhof steht am kommenden Freitag die erste Beerdigung an. Nachdem die Anlage im Wiener Bezirk Liesing offiziell am 3. Oktober eröffnet worden war, erlangte man vor wenigen Wochen die Betriebsgenehmigung. Nach dem Freitagsgebet wird nun am Nachmittag das erste Mal ein Toter zu Grabe getragen.

Der Marokkaner mit französischem Pass war Angestellter in der UNO-City und mit Mitte 30 einer Erkrankung erlegen. Auf das Totengebet in der Aufbahrungshalle wird der Gang zum Grab folgen, wobei der Sarg von den Beerdigungsgästen getragen wird, so Omar Al-Rawi, SPÖ-Gemeinderat und Integrationsbeauftragter der Islamischen Glaubensgemeinschaft (IG) im APA-Gespräch. Traditionell werden Beerdigungen in der muslimischen Gemeinschaft von vielen Personen besucht.

Auf das Hinablassen des Toten folgt dann meist eine kurze Ansprache des Imam und ein Bittgebet. Auch das rituelle Nachwerfen von Erde in das Grab gehört zur Tradition. Ein Leichenschmaus im direkten Anschluss ist im Islam hingegen nicht vorgesehen. Stattdessen gibt es zumeist einen zeitnahen eigenen Termin, bei dem den Angehörigen kondoliert werden kann.

Am Friedhof selbst ist man nun jedenfalls für den Betrieb gerüstet. Dabei würden keine Parzellen verkauft oder reserviert – man sei im Todesfall offen für jeden Muslim, unterstrich Al-Rawi. Man will die ersten Toten sehr tief begraben, um langfristig zumindest eine dreifache Belegung der einzelnen Gräber bewerkstelligen zu können. Im Endausbau sollen auf dem Areal bis zu 4.000 Tote ihre letzte Ruhestätte finden. Die Liesinger Anlage sei dabei offen für jeden Besucher, der Interesse daran hat. “Es ist ein Friedhof wie jeder andere”, so Al-Rawi.

In jedem Falle ist es ein Friedhof mit langer Vorgeschichte. Fast 20 Jahre dauerte es, bis die Gespräche zwischen IG und Stadt im Jahr 2001 in die Präsentation der ersten Pläne mündeten. Damals war eine Eröffnung im Herbst 2003 in Aussicht gestellt worden. In weiterer Folge wurden jedoch archäologische Grabungen auf dem 3,4 Hektar großen Areal durchgeführt.

Das Gelände wurde samt Erschließung und Einfassung zur Verfügung gestellt, für die Bauten zeichnete jedoch die Glaubensgemeinschaft verantwortlich. Allerdings verzögerten die Insolvenz der Baufirma und Geldprobleme den Bau erneut. Die Finanzierungsschwierigkeiten wurden letztlich durch Großspenden des OPEC-Fonds und der Staaten Katar und Saudi-Arabien behoben.

Im Jahr 2006 kam es dann noch zu einem Brandanschlag auf den Rohbau der Besucherhalle. Im gleichen Jahr wurde die Friedhofsmauer überdies mit Kreuzen beschmiert. So verschob sich die Eröffnung bis zum 3. Oktober 2008.

  • VIENNA.AT
  • Politik
  • Erstmals Beerdigung auf Österreichs erstem islamischen Friedhof
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen