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Erstes Modul im Museumsdialog: "Zuhören, dokumentieren und bewerten"

Umsetzung des Museumsgesetzes wichtiger als Veränderung - Roth: "Keine Notsituation, Verbesserung einer guten Situation"

“Sehr angetan von der aktiven Beteiligung derer, die wir eingeladen haben”, zeigte sich Kultursektionsleiter Michael Franz vom heutigen ersten Modul des Dialogs über die Zukunft der Bundesmuseen zum Thema “Staatliche Museumspolitik”, über dessen Ausgang er gemeinsam mit den Moderatoren Sabine Breitwieser, Dieter Bogner und Martin Fritz am späten Montag Nachmittag bei einem Pressegespräch Auskunft gab. Die Conclusio des Tages lasse sich kurz und bündig formulieren: “Es gibt eine hohe Bereitschaft, miteinander zu diskutieren.”

Die von den Museumsdirektoren im Dezember in einer Aussendung geforderten “klaren Vorstellungen des Ministeriums” stehen jedoch nach wie vor aus. Zur Zeit wolle man vor allem “zuhören, dokumentieren und bewerten”, so Franz. “Wir wollen uns der Diskussion stellen und uns verändern. Wir stellen die Diskussion ins Zentrum, bevor wir Forderungen und Wünsche an die Museen stellen.”

Klar herauskristallisiert hätten sich bei der heutigen Sitzung, an der neben den Museumsdirektoren und den kaufmännischen Verantwortlichen auch Mitglieder der Kuratorien teilgenommen haben, vor allem zwei Pole: Neben einem einhelligen Bedürfnis nach einem “engen Verhältnis zur Ministerin” (Breitwieser) würden einerseits klare Vorschläge vom Ministerium gewünscht, die erst dann diskutiert werden könnten. Auf der anderen Seite stehe der Wunsch, selbst Ziele “von unten nach oben” zu kommunizieren.

Vier Themenbereiche seien heute in drei verschiedenen Arbeitsgruppen diskutiert worden, der jeweils ein Moderator vorgesessen habe. Kulturministerin Claudia Schmied (S) habe sowohl zu Beginn der Sitzung als auch bei der Präsentation der Ergebnisse der einzelnen Gruppen am Modul teilgenommen. Der “Wunsch nach einem Bekenntnis der Politik zu Kunst und Kultur soll sich in Handlungen ausdrücken”, so Breitwieser. Die Strukturen seien den Museumsleitern keineswegs egal, man müsse jedoch verstärkt an der gelebten Praxis der Theorie arbeiten.

Dieter Bogner sieht in der Zusammenkunft einen “Lernprozess für alle Beteiligten”. Die Schwierigkeit bestehe hauptsächlich darin, nicht nur mit ganz konkreten Problemen der einzelnen Häuser in die Diskussion zu gehen, sondern die “darüber liegende allgemeine Ebene zu diskutieren”. Die Conclusio seiner Arbeitsgruppe sei gewesen, dass die Interpretation des Gesetzes notwendig ist und nicht die Veränderung desselben. “Aber wer soll das tun?” Ziel sei es, übergreifende Fachdiskurse in den Zuständigkeitsbereichen der Häuser zu führen, ohne nur Formalismen auszutauschen. Marketingabteilungen und kaufmännische Verantwortliche sollten nicht nur über Zahlen, sondern auch über Inhalte diskutieren können.

Ein weiteres Thema sei die alte Tradition gewesen, in der man darauf warte, dass “Ansagen von oben kommen”. Auf der anderen Seite stünden diejenigen, die als dem Ministerium “produktiv zuarbeiten” wollen. Von “keiner stürmischen Revolutionsstimmung” sprach Martin Fritz, der eine wichtige Frage der Museumsdirektoren formulierte: “Wir wissen oft nicht, wodurch wir die Kriterien erfüllen.” Der Bund solle sich präziser äußern. Es solle keinen Systemwechsel geben, aber klare Vorgaben. Ein weiterer Punkt sei die Abgrenzung zwischen Leitlinien und “unzulässigen Eingriffen” von Seiten des Bundes. Weiters wünsche man sich durchwegs auch auf inhaltlicher Ebene eine Rückkoppelung, das Ministerium solle sich nicht nur auf wirtschaftliches Feedback beschränken.

Branislava Andelkovic (Direktorin des Museum of Contemporary Art Belgrade), die als externe Expertin geladen war, sieht die aktuelle Diskussion mehr wie eine “Finetuning nach der Ausgliederung, die ja ein großer Erfolg war”. Autonomie sei für alle sehr wichtig, die Diskussion um den befürchteten “Zentralismus” halte sie für wichtig. Der ebenfalls als Experte engagierte Dresdner Museumsleiter Martin Roth hielt fest, dass “wir insgesamt in Europa diese Themen auf sehr hohem Niveau diskutieren”. Man rede hier nicht von einer Notsituation, sondern der Verbesserung einer guten Situation. Er kenne keine vergleichbare Diskussion in Deutschland. Klar gebe es Probleme, mit denen alle gleichermaßen konfrontiert seien, das Interessante seien jedoch die Zukunftspläne. “Gibt es andere Formen, die man dazustellt? (zum bestehenden Gesetz, Anm.) Wie ist das mit der Bildung? Wie wird der große Bereich der Forschung mit den Museen verbunden? Können Museen mit dem Hype um die zeitgenössische Kunst mithalten?”

Im Ministerium will man den heute eingeschlagenen Diskussionsprozess abwarten. Die nächste Sitzung mit dem Titel “Sammlungs- und Programmpolitik” findet am 28. Jänner statt. Als externe Experten sind Ronald de Leeuw, Generaldirektor des Rijksmuseums in Amsterdam, Pia Müller-Tamm, Leiterin der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf und Bernard Blistene, Leiter der Abteilung für Bildende Kunst im französischen Kulturministerium, geladen.

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