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Erstes inatura-Forschercamp im Großen Walsertal

Käferspezialist Mag. Andreas Eckelt (Tiroler Landesmuseen) untersucht die Rinde eines abgestorbenen Baums.
Käferspezialist Mag. Andreas Eckelt (Tiroler Landesmuseen) untersucht die Rinde eines abgestorbenen Baums. ©Daniel Leissing
inatura goes »Camping« – und veranstaltete Anfang September das erste inatura-Forschercamp.

Dornbirn/Großes Walsertal. Engagierte junge Biologinnen und Biologen untersuchten gemeinsam mit Expertinnen und Experten ausgewählte Standorte in einem abgegrenzten Gebiet, um dann die Insekten, Spinnen und Würmer gemeinsam zu bestimmen. Wissenstransfer zwischen den Generationen war eines der erklärten Ziele des Projekts.

Im Gadental, einem Seitental im Biosphärenpark Großes Walsertal, trafen sich vom 1. bis 4. September auf Einladung der inatura Dozent*innen der Universität Innsbruck und der Tiroler Landesmuseen mit Student*innen der Biologie der Universität Innsbruck und naturwissenschaftlichen Expert*innen aus dem Osten Österreichs zu gemeinsamer naturwissenschaftlicher Forschung.

Das Europaschutzgebiet Gadental ist seit den 1980er Jahren ein Naturwaldreservat. Es gehört zur Kernzone des Biosphärenparks Großes Walsertal. Seit Jahrzehnten wird der Wald nicht mehr bewirtschaftet. Tote Bäume bleiben liegen und bieten mit ihrem abgestorbenen Holz Nahrung für viele Insekten. Im Forschercamp wurden speziell Käfer erforscht, die sich von Totholz ernähren, sowie Tiere, die in den obersten Bodenschichten leben. Dazu entnahmen die Forschenden an ausgesuchten Standorten Boden- und Totholzproben. Das Material wurde gesiebt, die Tiere auf weißen Planen ausgelesen. Im Seminarraum im Alpengasthof Bad Rothenbrunnen folgten erste Bestimmungsarbeiten unter dem Mikroskop. Belegexemplare werden in die biologische Sammlung, alle Funddaten in die Verbreitungsdatenbank der inatura aufgenommen.

Besondere Verantwortung

Die inatura Erlebnis Naturschau in Dornbirn trägt als zentrale Dokumentationsstelle eine besondere Verantwortung für die Erforschung der Natur Vorarlbergs. Denn das Ländle verfügt über eine außergewöhnliche Vielfalt an Lebensräumen auf engem Raum. Zudem ist das Bundesland biogeografisch nach Westen ausgerichtet und unterscheidet sich dadurch deutlich vom Österreich jenseits des Arlbergs. Doch eine Universität fehlt. Daher sollen die inatura-Forschercamps Dozent*innen der österreichischen Universitäten und im näheren deutschsprachigen Raum die Gelegenheit bieten, sich ein Bild von den vielen Forschungsthemen zu machen, welche die Natur Vorarlbergs zu bieten hat.

Die Beweggründe für das Camp

„Im Gegensatz zum vergleichsweise gut erforschten Rheintal haben wir in unserer Verbreitungsdatenbank für die Tier-, Pflanzen- und Pilzarten Vorarlbergs in den Gebieten, die nicht so leicht zu erreichen sind, wie z.B. das Gadental, weniger Daten, die von Behörden und Wissenschaftlern zur Beurteilung des Zustandes der Natur herangezogen werden können,“ erklärt Anette Herburger, die Teamleiterin des Bereichs Forschung der inatura. „Und unsere Forschung braucht Nachwuchs! Eine unserer Kernaufgaben ist die Erforschung der Natur Vorarlbergs. Dazu suchen wir Nachwuchswissenschaftler*innen! In Vorarlberg gibt es keine Universität mit naturwissenschaftlichem Studiengang, von der wir unsere zukünftigen Experten und Expertinnen bekommen könnten. Wir arbeiten deshalb mit Universitäten in anderen Bundesländern Österreichs und den deutschsprachigen Nachbarländern zusammen,“ erläutert Anette Herburger. „In unserem Forschercamp haben die Student*innen die Möglichkeit, sich mit bereits etablierten Expert*innen auszutauschen und so schon während ihrer Ausbildung ein Netzwerk aufzubauen, das ihnen auf ihrer beruflichen Laufbahn sehr hilfreich sein kann. Wir sind da gerne die Plattform, auf der das möglich ist,“ so Anette Herburger.

Bis alle Ergebnisse des Camps veröffentlicht werden können, wird es allerdings noch etwas dauern. Speziell kleine Käfer, die unter dem Mikroskop studiert werden müssen, erfordern mehr Zeit, als in den vier kurzen Tagen zur Verfügung stand. Lediglich zu den Nachtfaltern liegt die Artenliste bereits vor: Trotz widriger Witterungsverhältnisse konnten in den drei Nächten insgesamt 55 Arten nachgewiesen werden. Bei allen anderen untersuchten Tiergruppen können erst nach vollständiger Bestimmung des Belegmaterials erste Schlüsse auf den Zustand des Ökosystems Naturwaldreservat gezogen werden.

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