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Erstes Foto Karadzics ohne Tarnung

Die serbische Öffentlichkeit hat am Donnerstag die ersten Fotos von Radovan Karadzic zu Gesicht bekommen, nachdem er seine Tarnung abgelegt hat. "Das ist er", überschrieb die Tageszeitung "Blic" die Fotografie auf der Titelseite, auf welcher ein glatt rasierter Karadzic mit weißem, zurückgekämmtem kurzem Haar zu sehen ist.

Sie wurde laut dem Blatt wenige Tage vor seiner gestrigen Überstellung an das UNO-Kriegsverbrechertribunal gemacht.

“Er ist deutlich dünner, als man ihn aus den frühen 90er Jahren in Erinnerung hat”, stellte das Blatt fest. Zudem habe Karadzic “sichtbare Schwierigkeiten beim Gehen”.

Auf dem Foto ist der ehemalige bosnisch-serbische Präsident, dem unter anderem Völkermord vorgeworfen wird, in einem hellblauen T-Shirt mit einem kleinen US-Flaggenabzeichen und Goldkettchen zu sehen. “Gleich nach der Festnahme verzichtete der ehemalige Chef der bosnischen Serben auf seine falsche Identität”, berichtete das Blatt. Karadzic trug bei seiner jüngsten Festnahme langes zu einem Zopf gebundenes Haar und einen Vollbart. Sein falscher Personalausweis lautete auf den Namen “Dragan Dabic”.

Die Reise nach Den Haag hatte Karadzic am Mittwoch in der Früh laut “Blic” in einem Anzug angetreten: Auch die Kleidung des Alternativmediziners “Dr. Dabic” – breite schwarze oder weiße Leinenhosen und -hemden – hatte er im Gefängnis abgelegt.

“Bis bald”, soll der Haager Angeklagter laut dem Blatt beim Verlassen seiner Zelle im Belgrader Sondergericht für Kriegsverbrechen die Wächter gegrüßt haben. Nach seiner Ankunft im Gefängnis des UNO-Tribunals in Scheveningen in den Niederlanden nutzte der Angeklagte, der sich Medienberichten zufolge guter Gesundheit erfreut, auch die Möglichkeit für ein erstes Telefongespräch mit Frau Ljiljana.

Die engsten Familienangehörigen Karadzics, seine Frau und die Kinder Sonja und Aleksandar, konnten den Angeklagten in den vergangenen Tagen im Belgrader Gefängnis nicht besuchen. Ihnen wurden im Jänner die Reisepässe wegen des Verdachtes abgenommen, zum Netz der Helfer des Haager Angeklagten zu gehören. Per Beschluss des internationalen Bosnien-Beauftragten Miroslav Lajcak vom Mittwoch sollen sie ihnen nun zurückgegeben werden. Karadzic war zwölf Jahre auf der Flucht.

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