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Erste UNO-Inspektoren treffen im Irak ein

Die ersten UNO-Waffeninspektoren werden am Montag in Bagdad erwartet. Die eigentlichen Waffenkontrollen sollen am 27. November beginnen.

Die Arbeit der Inspektoren der Vereinten Nationen und der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO) müsse im Einklang mit der UNO-Charta dem internationalen Recht stehen.

Die Kontrollore sollten ihre „Unabhängigkeit, Professionalität und Ehrlichkeit“ unter Beweis stellen und mit „Sinn für rechtliche und moralische Verantwortung“ vorgehen. Der Irak sei in der Vergangenheit lange Zeit Opfer von Ungerechtigkeit gewesen. „Al Thawra“ betonte, dass im Irak keine Massenvernichtungswaffen zu finden seien.

Ein 24-köpfiges Team unter der Leitung von UNO-Chefinspektor Hans Blix und dem Direktor der Atombehörde, Mohammed el Baradei, soll am Montag in Bagdad eintreffen und die Vorbereitungen für die Waffenkontrollen treffen. Die eigentlichen Waffenkontrollen sollen am 27. November beginnen.

Waffeninspektoren arbeiten unter strengster Geheimhaltung

Strenge Geheimhaltung ist das oberste Gebot für das Vorausteam von UNO-Waffeninspektoren im Irak. Das Hauptquartier des Teams, das Hotel Canal in Bagdad, wird vor dem Einzug auf Abhöranlagen durchsucht, eine Putzkolonne wird aus Zypern eingeflogen. Die UNO-Laboratorien, die schon bei den letzten Inspektionen 1998 genutzt wurden, sollen aus dem Hotel in einen Vorort verlegt werden. Die irakischen Behörden sollen auf keinen Fall erfahren, wann und wo die Inspektoren zu einem überraschenden Besuch auftauchen.

„Was wir gesehen haben und wohin wir als nächstes gehen, sind die zwei Dinge, die wir mit unserem Leben schützen“, sagte ein UNO-Mitarbeiter. „Sonst ist die ganze Übung sinnlos.“ Die Pläne für die Inspektionen „werden wahrscheinlich per Hand nach Bagdad gebracht und dann flüsternd weitergegeben“. Die ersten Inspektionen sollen nach Angaben von Chefinspektor Hans Blix vermutlich am 27. November beginnen. In vollem Umfang werden sie wohl nach dem Stichtag 8. Dezember aufgenommen werden, wenn der Irak eine Deklaration seiner Waffenprogramme vorgelegt haben muss.

Blix und der Generaldirektor der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEO), Mohammed El Baradei, wollen sich zunächst mit Vertretern der irakischen Regierung treffen, wie Blix’ Sprecher Ewan Buchanan erklärte. In diesen Gesprächen solle „ein neuer Anfang“ der Waffeninspektionen verdeutlicht werden. Auf die Frage, welche Anlagen das 25-köpfige Team untersuchen will, sagte El Baradeis Sprecherin Melissa Fleming: „Wir haben Pläne mit Anlagen, die wir besuchen und Leuten, mit denen wir sprechen wollen.“

Auf ihre wahrscheinlich monatelange Arbeit im Irak sind die Waffeninspektoren gut vorbereitet worden. Aus UNO-Kreisen verlautete, dem Team gehöre zum Beispiel ein Jugoslawe an, der in den 80er Jahren in einer Raketenfabrik im Irak gearbeitet habe. Insgesamt sollen mehr als 300 Inspektoren im Irak nach Massenvernichtungswaffen suchen. Sie wurden in Raketenanlagen in Deutschland und Österreich ausgebildet.

Weitere Station war Porton Down im Südwesten Englands, das ein UNO-Mitarbeiter als „wichtigste chemische und biologische Anlage in Großbritannien“ beschrieb. In der Gegend von New York schließlich besuchten die Waffeninspektoren eine Fabrik für Pestizide, um Unterschiede zwischen dem friedlichen und kriegerischen Einsatz von Chemikalien zu erkennen.

In Österreich lernen die Waffeninspektoren in Rollenspielen den Umgang mit irakischen Regierungsvertretern. Ein UNO-Mitarbeiter sagte, so habe sich ein Waffeninspektor gegen einen Iraker durchsetzen müssen, der die Arbeit immer wieder behindert und verzögert habe. Doch trotz aller Vorbereitung werden einige ihrer Fragen unbeantwortet bleiben, sei es wegen fehlerhafter Dokumente der Iraker, der Verschleierung von Anlagen oder einfach wegen der Größe der Aufgabe.

Wie die letzten UNO-Waffeninspektionen gezeigt haben, wird das Team um Blix aber in vielen Fällen die Wahrheit herausfinden. So zerstörten die Rüstungskontrollore in den 90er Jahren mehrere Anlagen für die Entwicklung einer Atombombe. Größter Fund war ein Komplex rund 30 Kilometer südlich von Bagdad, wo irakische Wissenschaftler Gaszentrifugen testeten, mit denen Uran angereichert werden sollte.

Die UNO-Rüstungskontrollore hatten den Irak im Dezember 1998 nach monatelangen Auseinandersetzungen um den Zugang zu den Palästen von Staatschef Saddam Hussein verlassen. Der Irak hatte damals außerdem erklärt, die UNO-Inspektoren seien amerikanische Spione. Einem solchen Vorwurf will sich Blix auf keinen Fall erneut aussetzen. Er kündigte an, er werde die Weitergabe von Informationen an Geheimdienste nicht tolerieren. „Wenn ich jemanden erwische, der zwei Hüte trägt, wird er mit einem Hut in der Hand gehen“, wurde Blix von einem seiner Mitarbeiter zitiert.

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