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Erste Konsequenzen nach Terrorserie in Bombay

Nach der blutigen Terrorserie in der indischen Großstadt Bombay (Mumbai) steht die Regierung massiv unter Druck. Innenminister Shivraj Patil zog am Sonntag die Konsequenzen und reichte seinen Rücktritt ein.

Ministerpräsident Manmohan Singh rief die Vorsitzenden aller großen Parteien zu einer Krisensitzung zusammen, um über die Lage zu beraten.

Indien machte “Elemente in Pakistan” für die Anschläge verantwortlich, Pakistans Präsident Asif Ali Zardari wehrte sich gegen die Vorwürfe. Der einzige überlebende Angreifer gestand Medienberichten zufolge Verbindungen zu einer pakistanischen Rebellengruppe ein.

Der pakistanische Präsident Zardari warnte Indien in einem Fernseh-Interview vor einer “Überreaktion”. Mit Blick auf die Schuldzuweisungen der indischen Regierung an sein Land kündigte Zardari “entschiedenste” Reaktionen an, sollte sich herausstellen, dass “ein Individuum oder eine Gruppe” aus Pakistan in die Attentate verwickelt seien.

Nach offiziellen Angaben wurden bei den Gefechten neun der Attentäter getötet. Der Festgenommene sagte bei Verhören aus, dass alle Angreifer pakistanische Staatsbürger gewesen seien, wie mehrere indische Zeitungen unter Berufung auf Geheimdienstkreise berichteten. Der 21-Jährige gab demnach an, dass alle Kämpfer von der Rebellengruppe Lashkar-e-Taiba trainiert worden seien, die für die Ablösung des mehrheitlich von Muslimen bewohnten Unionsstaates Jammu und Kaschmir von Indien kämpft.

Die am Mittwoch begonnene Serie von Angriffen und Geiselnahmen war erst am Samstag, nach rund 60 Stunden zu Ende. Nachdem die Sicherheitskräfte bereits am Freitag das Hotel Oberoi Trident und das Jüdische Zentrum im Nariman-House-Komplex unter ihre Kontrolle gebracht hatten, befreiten sie am Samstagmorgen auch das Taj-Mahal-Hotel. Dabei töteten Elite-Einheiten die letzten dort verschanzten Angreifer, das Hotel geriet bei den Gefechten teilweise in Brand. “Alle Einsätze sind beendet. Alle Terroristen wurden getötet”, teilte die Polizei knapp 60 Stunden nach Beginn der Attacken in der Millionenstadt mit.

Die Anzahl der Todesopfer war am Sonntag nach wie vor unklar und wurde laufend nach unten korrigiert. Letzte Angaben sprachen von rund 180 Toten. Behördenangaben zufolge waren mindestens 28 Ausländer unter den Toten, darunter Deutsche, Israelis, US-Amerikaner und Franzosen. Österreicher waren hingegen offenbar nicht zu Schaden gekommen. Ein Wiener Ehepaar, das sich im Taj-Mahal-Hotel aufgehalten hatte, kam Samstag früh wieder in Wien an.

Die Betreiber der Hotels Taj Mahal waren vor den blutigen Anschlägen gewarnt worden. Die daraufhin verschärften Sicherheitsmaßnahmen seien jedoch kurz vor den Angriffen am Mittwochabend wieder ausgesetzt worden, sagte Ratan Tata, Besitzer des Hotels und Chef des Tata-Mischkonzerns, dem Fernsehsender CNN.

Zu den Überfällen auf zwei Luxushotels und weitere Ziele in der indischen Finanzmetropole bekannte sich die bisher kaum bekannte islamische Gruppe Deccan Mujahideen. Der Anschlag war der schwerste in Indien seit einer Welle von Bombenexplosionen im Jahr 1993, als ebenfalls in Bombay 257 Menschen ums Leben kamen.

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