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Erste Hinweise auf Motiv des Amokläufers

©AP
Ein Tag nach dem verheerenden Amoklauf mit 16 Toten hat die Polizei erste Hinweise auf das Motiv des 17 Jahre alten Täters. Sein Umfeld sei ausgeleuchtet worden, es gebe erste Anhaltspunkte für ein Motiv, sagte der leitende Kriminaldirektor Ralf Michelfelder am Donnerstag im ZDF-Morgenmagazin. "Untypischer Fall" | Brief: "Ich kann nicht mehr weiter" | Täter spielte Gewaltspiele | Gewaltspiele-Verbot gefordert | Aufarbeitung beginnt | Eltern verlassen Wohnort | Zahlreiche Tote  | Die letzten Momente von Tim K.  | Bilder: Tims letzte Momente  | Trauer und Entsetzen  | Bilder des Amoklaufs 

Näheres soll auf einer Pressekonferenz am Mittag in Waiblingen in der Polizeidirektion bekanntgegeben werden.

Nach Angaben von Polizeisprecher Klaus Hinderer in Waiblingen wird der Computer des ehemaligen Schülers der Albertville-Realschule ausgewertet. “Wir haben bei ihm unter anderem das Spiel Counterstrike gefunden.” Der Amokläufer habe in den vergangenen Monaten viel Zeit mit Killerspielen am Computer verbracht. Zu seinen Hobbys gehörte auch das Schießen mit Softairwaffen. Drei verletzte Opfer seien inzwischen aus dem Krankenhaus entlassen worden.

Unterdessen wird gegen den Vater des Täters wegen Verstoßes gegen das Waffenrecht ermittelt. Nach bisherigen Erkenntnissen hatte der ehemalige Schüler Tim K. die Tatwaffe aus dem Schlafzimmer der Eltern entwendet. Alle anderen Waffen des Vaters lagen sicher in einem Tresor. “Es deutet alles darauf hin, dass der Vater hier nachlässig war, was das Verwahren dieser einen Waffe anbelangt”, sagte Michelfelder.

24 Stunden nach dem Massaker begannen viele Schulen in Baden-Württemberg damit, das schreckliche Geschehen im Unterricht aufzuarbeiten. Kultusminister Helmut Rau (CDU) rief alle Schulleiter im Land dazu auf, in den Stundenplänen Freiräume für Gespräche und Trauerarbeit zu schaffen. Am Tatort wird nicht unterrichtet: Die Realschule bleibt bis auf weiteres geschlossen.

Nach dem Amoklauf sieht der Vorsitzende der CDU/CSU- Bundestagsfraktion, Volker Kauder, kaum Möglichkeiten, durch Gesetzesverschärfung ähnliche Taten künftig zu verhindern oder ihnen vorzubeugen. Man sei wieder einmal in der Situation, “dass wir erkennen müssen, dass es letzte Sicherheit nicht gibt; dass man nicht alles einfach abwenden kann”, sagte Kauder im Bayerischen Rundfunk.

Psychologen kümmern sich derzeit weiter um die Angehörigen der Toten und um die Schüler und Lehrer, die das Drama überlebt haben. Zahlreiche Bundesländer schickten Schul- und Polizeipsychologen nach Baden-Württemberg. Kultusminister Rau forderte die Schulleiter auf, ihren Rahmenkrisenplan auf den neuesten Stand zu bringen. Er rechnete mit Trittbrettfahrern und Amok-Drohungen. So wurde in Freiburg nach einer Bombendrohung eine Schule geräumt. Nach Angaben der Polizei ging die Drohung am frühen Morgen auf Tonband ein. Wie viele Schüler in dem Gebäude waren, war zunächst nicht bekannt. Ob es sich um einen üblen Scherz oder um eine ernste Drohung handelte, konnte die Polizei zunächst nicht sagen.

Der 17-jährige Amokläufer hatte in einem Kampfanzug in seiner ehemaligen Schule und auf seiner anschließenden Flucht 15 Menschen und sich selbst umgebracht. Neun Verletzte wurden zunächst im Krankenhaus behandelt. Bei den Angeschossenen handle es sich um fünf Schüler, zwei Lehrer und zwei Polizisten.

Die Eltern des 17-Jährigen verließen ihren Wohnort Leutenbach. “Die Eltern sind bereits am Mittwoch auf eigene Initiative hin gegangen”, sagte Polizeisprecher Hinderer. Der Ort ihres Verbleibs werde nicht bekanntgegeben. Sie wollten in Ruhe gelassen werden. “Sie werden nicht von der Polizei geschützt.” Das Elternhaus war am Vortag von Journalisten belagert worden.

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