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Erste Anklage nach Terroranschlägen in Nordirland

Nach den Terroranschlägen in Nordirland vor zwei Wochen haben die Ermittler die erste Anklage erhoben. Der beschuldigte 17-Jährige habe einen Polizisten mit einem Sturmgewehr erschossen, sagte der leitende Inspektor am Dienstag vor einem Gericht.

Dem Jugendlichen werden außerdem drei weitere Straftaten zur Last gelegt: das Sammeln von Informationen für terroristische Zwecke, unerlaubter Waffenbesitz und Mitgliedschaft in der verbotenen Vereinigung “Continuity IRA”.

Diese Splittergruppe der früheren Terrororganisation Irisch- Republikanische Armee (IRA) hatte sich zum Mord an dem 48 Jahre alten Polizisten bekannt. Der 17-Jährige hatte bei den Vernehmungen der Polizei und vor Gericht geschwiegen. Er bestreite alle Tatvorwürfe, sagte sein Anwalt. Der Prozess soll im April eröffnet werden.

Der getötete Polizist war nach dem Notruf einer Frau zu einer Schule in Craigavon in der Grafschaft Armagh gefahren. Die Gegend südwestlich von Belfast gilt als Hochburg republikanischer Katholiken. Die Frau hatte die Polizei wegen eines zerbrochenen Fensters alarmiert. Der Polizist wurde mit einem Schuss in den Hinterkopf getötet. Das Opfer hinterlässt Frau und Kinder.

“So lange sich Großbritannien in Irland einmischt, werden diese Attacken weitergehen”, hieß es in der Botschaft der “Continuity IRA”. Zwei Tage zuvor waren bei einem Anschlag auf die Kaserne in Antrim nördlich von Belfast zwei Soldaten erschossen worden. Zu der Tat hatte sich die “Real IRA” (Wahre IRA), eine andere Splittergruppe der IRA, bekannt. Die Attentäter wollen den Friedensprozess bekämpfen und eine Abspaltung von Großbritannien und die Vereinigung mit Irland mit Waffengewalt durchsetzen.

Im Zusammenhang mit den Ermittlungen wurden am Montagabend zwei Verdächtige eine Woche nach ihrer Festnahme auf freien Fuß gesetzt. Sie kamen ohne Anklage frei. Die 27 und 31 Jahre alten Männer waren zunächst verdächtigt worden, an dem Mord an dem Polizisten beteiligt gewesen zu sein. Damit befinden sich noch drei Männer und eine Frau wegen des Polizisten-Mordes und vier Männer wegen der Morde an den beiden Soldaten in Polizeigewahrsam.

Die Verdächtigen können unter den neuen Terror-Gesetzen bis zu 28 Tage ohne Anklage festgehalten werden. Dagegen haben sechs der neun Festgenommenen Einspruch eingelegt. Ihre Anwälte beklagen, die Dauer verstoße gegen die europäischen Menschenrechtskonventionen. Die nordirische Menschenrechtskommissarin Monica McWilliams hatte zuvor die andauernde Festnahme verurteilt. Die Zellen seien nur für kurzen Polizeigewahrsam bestimmt.

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