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Ernst Hinterberger wird 75

Keiner hat vor ihm so authentisch den echten „Weana“ beschrieben. Kein Wunder: Ernst Hinterberger, Autor der kultigen TV-Serien „Ein echter Wiener geht nicht unter“, „Kaisermühlen-Blues“ und „Trautmann“, hat seine Geschichten dem Leben abgeschaut.

Am 17. Oktober feiert Hinterberger seinen 75. Geburtstag. ORF 2 widmet dem vielseitigen Jubilar am 15. Oktober ab 23.05 Uhr eine eigene Hinterberger-Nacht mit Edmund „Mundl“ Sackbauer sowie der Kaisermühlen-Crew, Ö1 gratuliert am 14. Oktober (14 Uhr) mit dem Zweipersonenstück „Jena“ in der „Hörspiel-Galerie“.

Ernst Hinterberger wurde am 17. Oktober 1931 als Sohn eines arbeitslosen Schriftsetzers in Wien geboren, der starb, als Ernst sieben Jahre alt war. Zur Literatur fand Hinterberger über den im Nationalsozialismus verfemten bayerischen Autor Oskar Maria Graf – wie er ein Sohn der Arbeiterklasse, ohne zunächst selbst zu schreiben. Hinterberger absolvierte eine Lehre als Elektroinstallateur und besuchte die Wiener Polizeischule. Als ihn eine Sehschwäche zwang, den Dienst zu quittieren, arbeitete er als Hilfsarbeiter.

Dieser Rückschlag führte ihn zur Beschäftigung mit fernöstlichen Lehren wie dem Taoismus und Buddhismus. Er wurde praktizierender Buddhist und schrieb Gedichte in chinesischem Stil, die zwar in Japan veröffentlicht wurden, aber niemals in deutscher Sprache. 1958 heiratete Hinterberger – aus dieser Ehe hat er einen inzwischen erwachsenen Sohn – und versuchte, der Arbeit in der Fabrik zu entrinnen: Er besuchte die Büchereischule der Gemeinde Wien und arbeitete zehn Jahre lang als Büchereileiter in den Volksbildungshäusern Ottakring und Margareten.

1965 und 1966 erschienen seine Romane „Beweisaufnahme“ und „Salz der Erde“. Es folgten Hörspiele, die 1971 mit dem Förderungspreis der Stadt Wien ausgezeichnet wurden, sowie der mit dem Anton Wildgans-Preis prämierte Erzählband „Wer fragt nach uns“. Nach der Schließung der Büchereien der Wiener Volksbildung 1968 ging Hinterberger als Expeditleiter zurück in die Fabrik, wo er trotz wachsender Bekanntheit als Schriftsteller bis 1991 blieb.

Basierend auf „Salz der Erde“ kam sein Edmund „Mundl“ Sackbauer, (Anti-)Held der Fernsehserie „Ein echter Wiener geht nicht unter“, ab 1975 im gesamten deutschen Sprachraum zu TV-Ehren. Die Auftaktfolge über den zum Inbegriff des Wiener Gemeindebau-Bewohners gewordenen, dauerraunzenden „Mundl“ (verkörpert von Karl Merkatz) ist Teil der Hinterberger-Nacht im ORF. Am 15. Oktober wird auch die Auftaktfolge der TV-Serie „Kaisermühlen-Blues“ zu sehen sein, mit der Hinterberger 1992 erneut ein großer Wurf gelang. Eine Figur der kauzigen Stadtteilbewohner, der Kriminalbeamte Trautmann, bekam ab Dezember 2000 sogar seine eigene, ebenfalls wieder sehr erfolgreiche Serie.

Neben zahlreichen Fernsehspielen und „Tatort“-Krimis blieb Hinterberger aber stets auch als Buchautor tätig. Nach dem Roman „Das Abbruchhaus“ (1977) wechselte er mit „Jogging“, „Das fehlende W“, „Und über uns die Heldenahnen“, „Kleine Blumen“, „Zahltag“ und „Die dunkle Seite“ ins Metier des Kriminalromans. Neun Monate nach dem überraschenden Tod seiner Frau Gerti veröffentlichte Hinterberger im Jahr 2002 seine Lebenserinnerungen. In „Ein Abschied“ gesteht der müde gewordene Autor, dass er resigniert hat und „im Großen und Ganzen mit der Welt nichts mehr zu tun haben will.“

Heute lebt Hinterberger als Pensionist und freier Autor (u.a. auch von Bühnenstücken und Hörspielen) in Wien. Zu den zahlreichen bisher erhaltenen Auszeichnungen zählen das Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst (1994), das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien (1996) sowie das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst (2003). Außerdem wurde er für die Serie „Trautmann“ von der Vereinigung der Bundeskriminalbeamten Österreichs zum „Ehrenkieberer“ ernannt. Bei der Wiener Kriminacht im September 2006 stellte Hinterberger zudem seinen jüngsten Kriminalroman „Die Tote lebt“ vor.

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