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Ernst-Happel Stadion als Königsreichsaal

©Stadt Wien
Am Donnerstag hat sich das Wiener Ernst-Happel Stadion in einen Königsreichsaal der Zeugen Jehovas verwandelt. In den nächsten 4 Tagen werden rund 40.000 Gäste erwartet. Die Meinungen der Anrainer sind geteilt.
Massentaufe der Zeugen Jehovas

Gut gefüllt präsentierte sich das Stadion, die Sektoren wurden diesmal aber nicht nach Fans verschiedener Fußballklubs, sondern nach Sprachen geteilt: Die Vorträge – unter anderem “Wie Jehova uns hilft, beständig zu wachen” – werden in insgesamt acht Sprachen übersetzt, darunter Japanisch, Finnisch oder Ungarisch.

“Wacht beständig”, das Motto des Kongresses – der erste, den die Zeugen Jehovas in Österreich als anerkannte Religionsgemeinschaft feiern können – ist angelehnt an die Endzeiterwartung der Glaubensgemeinschaft. Weltuntergang stehe zwar keiner bevor, betonte Bernd Gsell, Sprecher der Zeugen Jehovas, im APA-Gespräch. Die Wirtschaftskrisen oder Pandemien unserer Zeit würden aber durchaus “apokalyptische” Elemente beinhalten. “Wir sehen das Ende aber als Wende.”

Die Veranstaltung sei vor allem dazu da, den Glauben zu vertiefen und internationale Kontakte zu knüpfen, erzählte ein Gläubiger. Die Anerkennung der Zeugen Jehovas in Österreich heuer im Mai sei innerhalb der Gemeinschaft gut aufgenommen worden. “Das war längst überfällig. Wir wurden lange Zeit wie eine Sekte behandelt, aber das ist Unsinn. Das so genannte Staatssiegel nimmt jetzt wahrscheinlich vielen die Angst.”

Im Gespräch mit Anrainern stellte sich heraus, dass die Meinungen über die Religionsgruppe noch immer geteilt sind. “Es ist alles so wie immer, ganz normale Leute”, meinte etwa ein Würstelstand-Besitzer vor dem Stadion. “Dazu will ich mich nicht äußern”, sagte hingegen eine U-Bahn-Bedienstete. “Viele Leute sind da, aber eigentlich interessiert es mich nicht.”

Ein anderer Passant fällt auf die Frage, ob er denn wisse, was derzeit im Stadion passiert, ein knappes Urteil: “Jaja, die Wahnsinnigen sind da.” Dass es trotz der offiziellen Anerkennung als Kirche noch immer Menschen gibt, die die Zeugen Jehovas als Sekte sehen, ist für Gsell eine Diskriminierung. “Wir laden alle ein, sich ein Bild zu machen, Zeugen Jehovas kennenzulernen und Berührungsängste abzubauen.” Dafür sei der Kongress eine gute Möglichkeit, so Gsell.

Das Programm der Veranstaltung dauert noch bis Sonntag. Während die zwei beschaulichen Pools neben dem Stadion-Rasen bisher noch unberührt blieben, werden sich dort am Samstag etwa hundert Gläubige taufen lassen. Am Sonntag endet der Kongress dann mit einem Vortrag zum Thema “Wie kann man das Ende der Welt überleben?”

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