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Toter in Minneapolis: Polizist wird wegen Mordes angeklagt

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Nach dem Tod des Afroamerikaners George Floyd in der US-Großstadt Minneapolis ist einer der an dem brutalen Einsatz beteiligten und inzwischen entlassenen Polizisten wegen Mordes angeklagt worden.

Alle notwendigen Beweise lägen vor, der Polizist sei festgenommen und werde wegen Mordes und Totschlags angeklagt, sagte der zuständige Bezirksstaatsanwalt Mike Freeman bei einer Pressekonferenz.

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Die Fälle der anderen drei beteiligten Polizisten würden noch untersucht. So schnell habe seine Behörde in einem vergleichbaren Fall noch nie eine Anklage erhoben, normalerweise dauere das mehrere Monate, sagte Freema. Er räumte ein, dass die Proteste dabei eine Rolle gespielt hätten. "Ich bin nicht unempfindlich demgegenüber, was auf den Straßen passiert."

Schwere Ausschreitungen

Der 46-jährige Floyd war nach dem Polizeieinsatz am Montag im Krankenhaus gestorben.

Infolge seines Todes war es in den vergangenen Nächten zu schweren Ausschreitungen in Minneapolis im US-Bundesstaat Minnesota gekommen.

Die vier an dem Einsatz beteiligten Polizisten wurden entlassen. Sie wurden zunächst aber weder festgenommen noch angeklagt, was zu wütenden Protesten führte.

Minnesotas Gouverneur Tim Walz sicherte am Freitag bei einer emotionalen Pressekonferenz zu, dass die Justiz das Vorgehen der Beteiligten schnell untersuchen werde. Der Gouverneur teilte das Entsetzen über den Vorfall. "Das Kapitel, das diese Woche geschrieben wurde, ist eines unserer dunkelsten Kapitel", sagte er. Walz rief Demonstranten eindringlich zum Gewaltverzicht auf.

Obama meldet sich zu Wort

Der frühere US-Präsident Barack Obama sprach sich nach dem Tod von George Floyd gegen anhaltenden Rassismus und die Benachteiligung Schwarzer aus. Für Millionen Amerikaner sei es auch im Jahr 2020 noch "schmerzhaft und zum Verrücktwerden "normal", wegen ihrer Hautfarbe anders behandelt zu werden", erklärte Obama am Freitag über Twitter. Das sei der Fall im Umgang mit dem Gesundheitssystem, mit der Justiz oder auch nur beim Joggen oder beim Beobachten von Vögeln, erklärte Obama unter Anspielung auf Fälle, die jüngst für Aufsehen gesorgt hatten.

"Das darf in Amerika im Jahr 2020 nicht "normal" sein", sagte Obama, der sich nur noch selten zu aktuellen politischen Themen äußert. Es sei nun die Aufgabe aller Amerikaner, aber insbesondere auch der Sicherheitskräfte, gemeinsam einen neuen Normalzustand zu schaffen, in dem "das Erbe von Fanatismus und Ungleichbehandlung nicht mehr unsere Institutionen oder unsere Herzen vergiftet".

(APA/dpa/ag.)

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