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Erneut schwerer Erdstoß in Mittelitalien

Die Region Molise ist am Freitag erneut von heftigen Erdstössen erschüttert worden. Die stärksten Beben erreichten die Stärke 5,3 und 4,1 auf der Richterskala.

Die Stadt San Giuliano di Puglia in Mittelitalien ist am Freitagnachmittag erneut von einem schweren Erdbeben erschüttert worden. Das nationale geophysikalische Institut in Rom bestätigte ein Beben der Stärke 5,3 auf der Richter-Skala. Berichte über Verletzte lagen zunächst nicht vor. Die Einwohner der Gemeinde bereiteten sich auf eine weitere Schreckensnacht vor. Die Ortschaft muss evakuiert werden, betonten die Zivilschutzbehörden der Region, die mit der Zwangsräumung begonnen haben.

Bereits am Donnerstag hatte ein schweres Beben den Ort in der Region Molise erschüttert und eine Schule zum Einsturz gebracht. In deren Trümmern suchten Rettungskräfte verzweifelt nach Verschütteten. Doch die Hoffnungen schwanden, dass mehrere vermisste Kinder und ein Lehrer noch gerettet würden. Bei dem Beben am Donnerstag waren mindestens 29 Menschen getötet worden.

Augenzeugen berichteten am Freitagabend, ein lang anhaltender Erdstoß habe die Stadt in der Region Molise erschüttert. Die Laternenmasten schwankten. Von den Gebäuden fielen Trümmer herab. Menschen gerieten in Panik. Viele Anrainer versuchten, in ihren Autos aus der Stadt zu fliehen und verstopften die Straßen, so dass Rettungswagen kaum durchkamen.

Rettungskräfte zogen die vermutlich letzte Leiche aus den Trümmern der Schule, als erneut die Erde bebte. Die Stöße am Donnerstag hatten eine Stärke von 5,4 erreicht. 26 Kinder im Alter von sechs bis zehn Jahren und ein Lehrer wurden tot aus dem Schutthaufen gezogen, der einmal ihre Schule war. Zwei Frauen starben, als ihre Häuser einstürzten.

Für die rund 1.000 Einwohner von San Giuliano di Puglia könnte ein langer Aufenthalt in den Zeltlagern beginnen, die außerhalb der Gemeinde errichtet wurden. Die Zwangsräumung des Dorfes löste heftige Proteste und Panikszenen aus, berichteten die Rettungsmannschaften. Ältere Leute weigerten sich, ihre Wohnungen zu verlassen, aus Angst bestohlen zu werden. „Hier bin ich zur Welt gekommen, hier will ich bleiben“, betonte hartnäckig eine ältere Frau. Sie musste von den Einsatzmannschaften lang überredet werden, ehe sie sich entschloss, ihr einsturzgefährdetes Haus zu verlassen.

San Giuliano drohte zu einem „Geisterdorf“ zu werden. Außer Rettungsmannschaften und Journalisten war im abgeriegelten Zentrum kaum jemand mehr zu sehen. In den Zeltlagern standen den Angehörigen der Opfer des Schuleinsturzes und den Kindern, die die Katastrophe überlebt haben, ein Team von Psychologen zur Verfügung. „Es ist wichtig, die Kinder nach dem schweren Schock des Erdbebens und des Todes ihrer Freunde psychologisch zu unterstützen“, betonte ein Arzt.

Die Bewohner der Gegend befürchten weitere Nachbeben in der Nacht. Nach Angaben des Präsidenten des Nationalen Instituts für Geophysik und Vulkanologie, Enzo Boschi, seien stärkere Nachbeben nach einem Erdstoß wie jenem vom Donnerstag normal. Nachbeben könnten noch mehrere Tage spürbar sein, sagte der Fachmann nach Angaben des Staatsfernsehens RAI.

Die Staatsanwaltschaft der Stadt Larino leitete inzwischen eine Untersuchung über die Ursachen des Schuleinsturzes ein. Es bestand Verdacht, dass kürzlich durchgeführte Renovierungsarbeiten im Gebäude ein Grund sein könnte. Nach Vermutungen der Behörde könnten die Sicherheitsvorkehrungen in der Schule nicht den Standards entsprochen haben.

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