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Erinnerungsmöbel soll Kommunikation mit Demenzpatienten erleichtern

Gefüllt ist das Erinnerungsmöbel mit Alltagsgegenständen.
Gefüllt ist das Erinnerungsmöbel mit Alltagsgegenständen. ©Screenshot: www.memobil.at
An Demenz erkrankte Menschen leiden unter einer Einschränkung ihrer kognitiven Fähigkeiten. Das betrifft hauptsächlich das Gedächtnis und die Erinnerung, es erschwert aber auch die tägliche Kommunikation. Mithilfe des am Donnerstag im Zuge eines Pressegesprächs in Wien präsentierten Erinnerungsmöbels Memobil soll das Erinnern angeregt und so die Kommunikation mit der Umwelt verbessert werden.

Von außen gleicht das Memobil einer Kredenz: Viele Laden, in denen sich unterschiedlichste Erinnerungshilfen befinden, dazu zwei Tische und eine Lehnstuhlecke. Gefüllt ist das Erinnerungsmöbel mit Alltagsgegenständen wie etwa einem Nähkästchen, einer Illustrierten aus den 50er Jahren, alten Postkarten oder einem Schulranzen samt Schiefertafel. “Wir wollten uns nicht auf die Defizite der Patienten konzentrieren, sondern auf ihre Kompetenzen. Das sind die verbliebenen Erinnerungen”, sagte Alexandra Feichtner, von der section.a art design consulting und Projektleiterin.

Um möglichst viele Patienten anzusprechen, wurden Gegenstände aus verschiedenen Lebensbereichen wie Haushalt, Reisen, Schule oder Freizeit ausgewählt. “Alle diese Dinge lösen Assoziationen aus. Der Mensch ist ein Assoziationsdenker”, erklärte der Neurologe und Psychiater Georg Psota. Assoziationen rufen Erinnerungen hervor und aus Erinnerungen entsteht Kommunikation. Aber nicht nur die Gegenstände sollen beim Erinnern helfen, auch Oberflächen, Farben, Gerüche und eine im Lehnstuhl integrierte Audiostation “holen die Menschen dort ab, wo sie sich wohl fühlen und so Erlebtes neu erfahren können”, meinte Barbara Schwarzmann, Pflegedienstleiterin des Caritas Socialis Pflege- und Sozialzentrums Rennweg.

Memobil zielt auf Langzeitgedächtnis ab

“Jeder vierte Mensch über 80 und jeder dritte über 90 muss mit einer Demenzerkrankung rechnen”, so Psota. Dabei wird vor allem das praktische Gedächtnis und das Kurzzeitgedächtnis beeinträchtigt. Das Memobil will daher vor allem das Langzeitgedächtnis und emotionale Erinnerungen ansprechen. Bewusst wurden die Erinnerungshilfen daher nicht an das Alter der Patienten, etwa durch Großdruck, angepasst, sondern im Original belassen. Leere Bereiche können nach individuellen Bedürfnissen der Demenzpatienten befüllt werden. “Hier muss niemand etwas leisten oder schaffen. Die Erinnerung steht im Vordergrund. Es zählt der Wohlfühlfaktor”, erklärte Feichtner.

Nicht nur die Patienten sollen profitieren, sondern auch Betreuer und Angehörige, sagte Alexander Hagner vom Architektenbüro gaupenraub, das für Design und Umsetzung sorgte. Deshalb sei das Memobil stark an einen Wohnbereich angelehnt. Die Laden sind mit Farbcodes versehen und sorgen so für Struktur. Denn das Erinnerungsmöbel wird hauptsächlich in Begleitung benutzt, berichtet Schwarzmann aus der Testphase. Diese findet momentan bei der Caritas Socialis statt und wird genutzt, um das Memobil laufend zu verbessern. Später soll es in Serienproduktion gehen und rund 30.000 Euro kosten.

Weitere Infos gibt es auf www.memobil.at.

(APA)

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