Einige Verbindungen nördlich der Stadt Nahrin blieben allerdings weiterhin unpassierbar. Internationale Hilfsorganisationen bemühten sich, die zerstörten Dörfer per Hubschrauber oder mit Eseln zu erreichen. Die Zahl der Opfer war weiterhin unklar. Nach Angaben der UN kamen bei dem Beben vom Montag vermutlich rund 1.000 Menschen ums Leben, Zehntausende wurden obdachlos.
Tausende Zelte und Decken und mehr als 1.000 Tonnen Nahrungsmittel trafen nach Berichten der Vereinten Nationen in den Tagen nach dem schweren Beben in Nahrin ein, das rund 170 Kilometer nördlich der Hauptstadt Kabul liegt. Die Verteilung an die rund 80 betroffenen Ortschaften innerhalb des Katastrophengebiets war jedoch auch am Donnerstag offenbar noch behindert. Am Mittwoch hatten starke Nachbeben das Gebiet erschüttert, mehrere Erdrutsche den Zugang für Hilfslieferungen weiter erschwert.
Außerdem würden noch weit mehr Notunterkünfte, Decken und Matratzen benötigt, erklärten die UN. In der Region waren auch weiterhin Minensuchteams im Einsatz, um die Sicherheit der Hilfslieferungen so weit möglich zu gewährleisten. Die internationale Schutztruppe für Afghanistan und die US-Soldaten setzten am Donnerstag, einem nationalen Trauertag für die Opfer, ihre Unterstützungslieferungen und Hilfsflüge fort.
UNICEF sieht zehntausende Kinder in Lebensgefahr
Auch die Hilfsmaßnahmen des UN-Kinderhilfswerks UNICEF liefen weiter auf Hochtouren. Obwohl es noch immer keinen Überblick über das Ausmaß der Katastrophe gebe, gingen Experten im Erdbebengebiet inzwischen von rund 150.000 Obdachlosen aus, hieß es in einer am Donnerstag in Köln veröffentlichten Erklärung. Das Leben zehntausender Kinder, die unter chronischer Mangelernährung litten, sei wegen der Kälte und Krankheiten in erheblicher Gefahr. Die betroffene Region am Fuß des Hindukusch leide seit Jahren unter extremer Dürre. Schon vor dem Beben sei der Gesundheits- und Ernährungszustand der Kinder alarmierend gewesen und 80 Prozent der Menschen seien von Hilfe von außen abhängig gewesen.
Seit Dienstag rollen den Angaben zufolge Konvois in die besonders betroffenen Distrikte Nahrin und Burkha. Geliefert würden Kleidung, Matratzen, Zelte, Wasserkanister sowie Hygieneutensilien und so genannte Babypakete für Familien mit Kleinkindern.
Der Deutsche Entwicklungsdienst (DED) entsendet nach eigenen Angaben Fachkräfte in die Region Kabul, die zusammen mit der deutschen Welthungerhilfe die Landwirtschaft wieder in Gang setzen sollen. Das Engagement, das auch die Errichtung von Häusern beinhalte, sei der Schritt von der Nothilfe zur nachhaltigen Unterstützung beim Wiederaufbau des Landes, hieß es.