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Erdbebenopfer in Peru klagen über mangelnde Versorgung

©AP
Opfer des verheerenden Erdbebens in Peru haben eine knappe Woche nach dem Unglück die vom Staat koordinierten Hilfsaktionen erneut angeprangert. Die Verteilung von Lebensmitteln konzentriere sich auf die Zentren der betroffenen Städte Ica, Canete, Pisco und Chincha.   

So hieß es nach Medienberichten vom Dienstag. Die außerhalb oder auf dem Land lebenden Menschen hätten bisher kaum Trinkwasser, Lebensmittel oder Decken bekommen. Staatschef Alan Garcia räumte ein, es sei äußerst schwer, „jedes einzelne der 50.000 Häuschen zu erreichen“.

Die Zahl der Menschen, die bei dem Beben der Stärke 8,0 am vergangenen Mittwoch ums Leben kamen, ist weiter ungewiss. Nach der vorläufigen amtlichen Bilanz wurden 503 Leichen geborgen und 1.045 Menschen verletzt. Unter den Trümmern werden aber noch Dutzende Körper vermutet. „Die Zahl der Todesopfer kann noch auf 600 bis 700 steigen“, meinte der Leiter des Gerichtsmedizinischen Instituts, Luis Bromley. Die Angst vor Epidemien sei weiterhin sehr groß, erklärten Bromley und Ex-Gesundheitsminister Uriel Garcóa.

Eine Gruppe von rund 20 Menschen erreichte nach 80 Kilometer Fußmarsch am Montag Chincha, um dort um Hilfe zu bitten. „Es gibt bei uns überhaupt kein Trinkwasser. Die Kinder haben seit Tagen nichts zu essen, und wir schlafen alle immer noch auf der Straße“, begründete Mario Ronceros, warum sich die Gruppe am Wochenende auf den Weg gemacht hatte. Präsident Garcóa erklärte, bei der Verteilung der Hilfsgüter und den Betreuungsaktionen würden unter anderem Hubschrauber eingesetzt. Die Betroffenen müssten aber zu den Hilfszentren gehen.

Nach dem schlimmsten Erdbeben seit 37 Jahren werden in Peru auch Tausende Opfer gegen Bezahlung beim Wiederaufbau mithelfen. Zunächst seien rund 8.000 der insgesamt rund 80.000 Obdachlosen mit Kurzzeitverträgen zur Trümmerbeseitigung im Katastrophengebiet im Departement Ica etwa 300 Kilometer südlich von Lima eingestellt worden, erklärte Arbeitsministerin Susana Pinilla. In der zu 80 Prozent zerstörten Hafenstadt Pisco begann die Trümmerbeseitigung bereits am Dienstag. Mit Hilfe von Maschinen würden 5.000 Tonnen pro Tag abtragen, so dass die Arbeiten in zwei Wochen abgeschlossen sein könnten, meinte Staatspräsident Garcia.


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Verzweifelte Lage im peruanischen Erdbebengebiet

Mit Plastiksackerln oder Baseball-Kappen in der Hand bitten die Menschen um Almosen. Auf einer Straße, die im peruanischen Erdbebengebiet von der Küste in die Anden führt, stehen sie dicht gedrängt und halten handgeschriebene Schilder hoch: “Wir brauchen Hilfe.” Schon vor dem großen Beben lebten die Menschen in der abgelegenen Region im Süden Perus von der Hand in den Mund. Doch jetzt sind die Fabriken beschädigt und außer Betrieb, Dutzende Fischer verloren ihre Boote und noch hat sich keiner wieder aufs Meer hinausgetraut. Die Wasserversorgung ist unterbrochen und Bauern befürchten, dass ihre Tiere sterben und ihre Felder vertrocknen.

Victoria Mancilla steht am Montag am Eingang ihrer mit Schilf gedeckten Hütte in San Clemente, in der sie nach dem Einsturz ihres Hauses mit ihren beiden Töchtern lebt. Wie viele andere ernährt sie sich von Reis und Bohnen, die Hilfskräfte am Vortag verteilt haben. Normalerweise verkauft sie Ceviche, ein lokales Fischgericht, auf der Straße.

Doch die 1.500 Fischer in der Küstenregion haben sich aus Angst vor Nachbeben noch nicht wieder aufs Meer getraut und warten auf grünes Licht von den Behörden. „Es gibt keinen Fisch und auch keinen Strom, um ihn frisch zu halten“, sagt die 58-Jährige. Sie kämpft mit den Tränen. Ihre 23 Monate alte Enkelin ist bei dem Beben getötet worden, ihr Mann hat einen gebrochenen Arm. „Wir müssten doch jeden Tag arbeiten um durchzuhalten.“

Mancilla fragt sich verzweifelt, wo Ziegel und Zement für den Wiederaufbau ihres Hauses herkommen sollen. „Und wir sind doch alles Frauen. Es gibt keine Männer in der Familie und mein Ehemann ist verletzt.“

Der peruanische Präsident Alan Garcia erklärte am Montag, die Räumung der Straßen und der Wiederaufbau der rund 80.000 eingestürzten Gebäude habe nun die höchste Priorität. Die Regierung will für die Erdbebenopfer kleine zweistöckige Häuser errichten lassen.

In schätzungsweise zwei Wochen seien die Trümmer beseitigt, so dass der Wiederaufbau beginnen könnte, sagte der Präsident – doch in San Clemente hat am Montag noch niemand damit begonnen, die Straßen freizuräumen. Rund 2.000 Menschen stehen für Hilfsgüter an.

In dem kleinen Bauerndorf Palto bringt ein Polizeihubschrauber Säcke mit Reis und Zucker – die erste Hilfe für die 200 Familien seit dem Beben am Mittwochabend. „Wir betteln an der Straße um Lebensmittel“, berichtet Victor Anibal Menes. „Aber die Lastwagen mit Hilfsgütern fuhren durch, weil unser Dorf nicht an der großen Straße liegt.“ Gemeinsam mit zwei weiteren Männern machte er sich schließlich zu einem Luftwaffenstützpunkt nahe Pisco auf, um dort Hilfe zu erbitten.

Monte Sierpe liegt eine weitere halbe Stunde die Straße rauf. Nahezu jedes Haus ist dort zerstört oder unbewohnbar, und die 274 Einwohner fragen sich, was sie als nächstes essen können. „Sie brachten uns vorgestern Hilfe und deswegen haben wir heute genug zu essen“, sagt Jaime Cervantes. „Sie sagten uns, dass wir später noch eine Lieferung erhalten sollten. Aber es ist wirklich nicht viel.“

Ein Glockenturm der Kapelle einer Hacienda aus dem 16. Jahrhundert steht gerade noch. Der andere liegt wie die meisten anderen Gebäude in Trümmern. Die Hausmeisterin ist mit ihrer Familie in einen Bus und eine aus Decken und Holzpfählen errichtete Notunterkunft gezogen. „Wir brauchen Zelte, um unsere Sachen zu schützen“, sagt die 42 Jahre alte Luisa Melgar.

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