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Erdbeben in L´Aquila: Experten freigesprochen

Das Beben hatte 2009 verheerende Folgen
Das Beben hatte 2009 verheerende Folgen
Sechs italienische Wissenschafter, die bei einem erstinstanzlichen Urteil vor zwei Jahren für schuldig erklärt worden waren, weil sie die Bevölkerung der Stadt L'Aquila 2009 nicht hinreichend vor einem Erdbeben gewarnt haben sollen, sind beim Berufungsprozess freigesprochen worden. Dies beschloss am Montag das Berufungsgericht von L´Aquila.


Erstinstanzlich waren die Angeklagten zu sechs Jahren verurteilt worden. Für einen weiteren Angeklagten wurde die erstinstanzliche Strafe von sechs auf zwei Jahre Haft reduziert. Das 2012 gefällte erstinstanzliche Urteil hatte in der internationalen wissenschaftlichen Gemeinschaft für einen Eklat gesorgt. Die Anklage hatte den Wissenschaftern vorgeworfen, die Risiken des Bebens unterschätzt zu haben, bei dem im April 2009 über 300 Menschen umkamen.

Zu den freigesprochenen Angeklagten zählen führende Wissenschafter Italiens, wie etwa der ehemalige Leiter des Instituts für Geophysik und Vulkanologie, Enzo Boschi und Ex-Zivilschutzchef Franco Barberi. Die Forscher waren vor dem Beben zu dem Schluss gekommen, dass eine Reihe von vorangegangenen Erdstößen in der Region auf kein erhöhtes Erdbebenrisiko hinweise. Ihre Empfehlungen dienten den Behörden als Entscheidungshilfe.

Die Angeklagten hätten die lange Serie kleiner Beben ohne Schäden ignoriert, die in der Region Wochen vor dem Erdbeben registriert worden waren, und die wachsende Sorge unter der Bevölkerung heruntergespielt, meinten die Staatsanwälte. Die Verteidiger erwiderten, dass Erdbeben unvorhersehbar seien. Diese Ansichten teilten offenkundig auch die Berufungsrichter.

Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft von L’Aquila gegen die Experten wurde nach einer Anzeige von 30 Bürgern eingeleitet. Fünf Tage vor dem großen Erdbeben hatte eine Kommission aus Funktionären des Zivilschutzes und Seismologen getagt und den Bürgern erklärt, dass keinerlei Erdbebengefahr bestehe. Bei dem Erdbeben wurden 308 Menschen getötet und mehr als 1.600 verletzt.

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