Erdbeben bei Neapel - Meldet sich hier der Supervulkan?

Wegen des Erdstoßes seien Schäden an den Wohngebäuden gemeldet worden, teilte der Zivilschutz mit. Es gab keine Verletzten. Aus Sicherheitsgründen wurden einige Schulen in zwei Bezirken Neapels geschlossen. Die Behörden kontrollierten Gebäude sowie Bahngleise im Umfeld auf Beschädigungen.
Bürger verbringen die Nacht im Auto
Auch Teile des Frauengefängnisses von Pozzuoli wurden evakuiert. Mehrere Bürger verbrachten aus Angst vor weiteren Erschütterungen die Nacht im Auto. Einige Sporthallen in den Städten Pozzuoli und Bacoli wurden in Aufnahmezentren für die verängstigte Bevölkerung umfunktioniert. Laut dem Vulkanologen Mauro Di Vito, Direktor des Vesuv-Observatoriums des Nationalen Instituts für Geophysik und Vulkanologie (INGV), sind weitere Erdbeben nicht auszuschließen.
Bekanntes Phänomen sorgt für starke Erschütterungen
Die Einwohner der Stadt sind bereits mit Beben vertraut. Den Einheimischen ist das als "Bradyseismus" bekannte Phänomen, bei dem sich die Erde je nach Füllung oder Entleerung von unterirdischen Magmakammern bewegt, bestens bekannt. Ein so starkes Beben war jedoch noch nie zuvor gemeldet worden. Geht es nach Experten, könnte es mit der hohen vulkanischen Aktivität in der Region Kampanien im Süden Italiens zusammenhängen
Alarmstufe gelb
Die Phlegräischen Felder, ein Gebiet mit hoher vulkanischer Aktivität in der süditalienischen Region Kampanien, werden seit geraumer Zeit von vielen kleinen Erdbeben heimgesucht. Meistens sind es kleine und kaum spürbare Erschütterungen, die die Erdkruste in dem Areal schwächen. Seit elf Jahren gilt für das Gebiet die Alarmstufe Gelb, die zur Vorsicht aufruft. In den vergangenen Monaten kam es jedoch auch zu stärkeren Erdstößen. Zuletzt gab es vergangenen September ein stärkeres Erdbeben der Stärke 4,2.
Campi Flegrei unmittelbar vor einem Ausbruch?
Die Campi Flegrei, ein ausgedehntes Gebiet aus 24 Kratern und Vulkangebäuden westlich von Neapel, zeigen seit den 1950er Jahren Anzeichen erhöhter Aktivität. Jüngste Studien deuten darauf hin, dass die Erdkruste in dieser Region schwächer wird und möglicherweise einem erhöhten Risiko einer Eruption entgegensteht. Laut Professor Christopher Kilburn vom University College London (UCL) könnte der Vulkan kurz vor einem Ausbruch stehen, da die Anzahl der Erdbeben und die Bodenhebung in letzter Zeit signifikant zugenommen haben.
Dr. Stefano Carlino vom Vesuv-Observatorium betont jedoch, dass ein Ausbruch nicht unvermeidlich ist. Die gegenwärtigen Anzeichen deuten darauf hin, dass das Gebiet entweder in einen neuen Zyklus des Aufstiegs und der Absenkung eintreten oder einfach zur Ruhe kommen könnte. Die Experten sind sich aber einig, dass trotz der Ungewissheit über den genauen Verlauf der Ereignisse, Vorsichtsmaßnahmen und Evakuierungspläne vorbereitet werden müssen, um die Bevölkerung zu schützen.
Ein Ausbruch wäre eine globale Katastrophe
Eine Supereruption des Vulkans Campi Flegrei hätte erhebliche globale Auswirkungen. Diese könnten weit über die unmittelbaren Zerstörungen in der Region hinausgehen und globale Klimaveränderungen verursachen. Hier sind einige der möglichen Auswirkungen:
- Regionale Zerstörung und Evakuierungen:
Eine Eruption würde zu massiven Zerstörungen in der Region Neapel führen. Mehr als 1,5 Millionen Menschen wären direkt betroffen, und großflächige Evakuierungen wären notwendig. Die Städte rund um die Phlegräischen Felder würden durch pyroklastische Ströme, Ascheregen und Lavastrom stark beschädigt oder zerstört werden.
- Klimawandel:
Eine Supereruption würde große Mengen an Asche und Schwefeldioxid in die Atmosphäre freisetzen. Dies könnte zu einem "vulkanischen Winter" führen, bei dem die Temperaturen weltweit sinken würden. Historische Beispiele wie der Ausbruch des Mount Tambora im Jahr 1815 führten zu einer erheblichen Abkühlung und zu Missernten, die als "Jahr ohne Sommer" bekannt wurden
- Globale landwirtschaftliche Auswirkungen:
Die Aschewolken würden sich weltweit verbreiten und die Sonnenstrahlung blockieren, was zu einer globalen Abkühlung führen könnte. Dies hätte verheerende Auswirkungen auf die Landwirtschaft, da kürzere Wachstumsperioden und reduzierte Sonnenstrahlung zu Ernteausfällen führen könnten. Diese Effekte könnten globale Nahrungsmittelknappheit und Hungersnöte auslösen
- Luftverkehrsstörungen:
Vulkanasche ist extrem gefährlich für Flugzeuge. Ein Ausbruch würde zu großflächigen Flugausfällen und Umleitungen führen, was die globale Luftfahrtindustrie erheblich beeinträchtigen könnte.
- Langfristige Umweltveränderungen:
Die langfristigen Auswirkungen auf die Umwelt könnten ebenfalls erheblich sein. Die chemischen Bestandteile der vulkanischen Gase könnten die Ozonschicht beschädigen und sauren Regen verursachen, was wiederum die Gesundheit der Ökosysteme und der Menschen beeinträchtigen würde.
(APA/VOL.AT)