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"Er sagte, das sei natürlich"

Michael Jackson gerät durch kompromittierende Aussagen immer mehr in Bedrängnis. Der wichtigste Zeuge der Anklage im Prozess gegen den Popstar hat bei einer gerichtlichen Anhörung detailliert über sexuelle Handlungen Jacksons ausgesagt.

Vor den Mitgliedern einer Anklage-Jury schilderte der Bub bei seiner Befragung durch die Staatsanwaltschaft unter anderem, wie sein Geschlechtsteil von Jackson gerieben worden sei.

„Er hat an mir masturbiert“, zitierte der Sender ABC in der Nacht zum Freitag aus Vernehmungsprotokollen. Jacksons Anwalt Thomas Mesereau Jr. protestierte in einer Stellungnahme dagegen, dass diese internen Gerichtsakten an die Öffentlichkeit gelangten. Er wies ausdrücklich darauf hin, dass es bei der Anhörung vor der Anklage-Jury allein um die Zulassung des Strafverfahrens gegangen sei.

Eine solche „Grand Jury“ befindet nach US-Recht im Gegensatz zur späteren Prozess-Jury nicht über Schuld oder Schuldlosigkeit, sondern nur darüber, ob die Anklageerhebung rechtens ist oder abgelehnt werden muss. Die Verteidigung war gemäß den US-Prozessregeln noch nicht zugegen. Die Zeugen, die vor der „Grand Jury“ aussagten, hätten noch nicht von der Verteidigung befragt werden können. Sie habe auch keine Möglichkeit gehabt, ihre eigenen Zeugen zur Zurückweisung der Angaben aufzurufen. Zu den nun durchgesickerten Angaben wollte sich Mesereau unter Hinweis auf den vom Gericht für alle Verfahrensbeteiligten verhängten „Maulkorberlass“ nicht äußern.

Die Anhörung hatte im April vergangenen Jahres stattgefunden. Auf eine entsprechende Frage des Staatsanwaltes sagte der Bub, Jackson habe bei den sexuellen Handlungen seine Augen zu Schlitzen zusammengepresst. Sein jüngere Bruder gab laut ABC zu Protokoll, dass Jackson sich den Kindern nackt zeigte. Jackson habe den Kindern pornografische Bilder gezeigt und dabei unanständige sexuelle Worte gesagt. Zudem sollen die Akten Aussagen enthalten, wonach der Popstar seinem mutmaßlichen Hauptopfer Alkohol aufdrängte, obwohl der Bub erklärte, das könne nicht gut für ihn sein, da er nur noch eine Niere habe.

Wie ABC zu den Kopien der 1.900 Seiten umfassenden Mitschriften kam, blieb unklar. Nach Angaben des Senders sind in den Akten auch Aussagen der Schwester des angeblich auf Jacksons Neverland-Ranch geschändeten Buben sowie seiner Mutter und 38 weiterer Zeugen dokumentiert.

Auf der Grundlage dieser Angaben hatte die von der Staatsanwaltschaft berufene Anklage-Jury die Eröffnung des Verfahrens gegen Jackson unter dem Vorwurf bestätigt, dass er den Jungen mehrfach sexuell missbraucht und ihn dafür unter Alkohol gesetzt habe. Außerdem wird ihm Erpressung und Freiheitsberaubung vorgehalten, weil er sein mutmaßliches Opfer gegen dessen Willen festgehalten haben soll.

Jackson hat alle Vorwürfe mehrfach bestritten und seine Schuldlosigkeit beteuert. Er befindet sich gegen eine Kaution von drei Millionen Dollar (derzeit 2,3 Millionen Euro) auf freiem Fuß. Der Prozess beginnt am 31. Jänner mit der Auswahl der Geschworenen. Vorher sind für den 21. und 27. Jänner Anhörungen zu Verfahrenfragen angesetzt.

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