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"Er hat sich letztlich eine Sklavin gehalten"

Eine schwere Persönlichkeitsstörung und ein herabgesetztes Selbstwertgefühl bescheinigt die erfahrene Gerichtspsychiaterin Sigrun Rossmanith dem 73-jährigen Josef F., der seine Tochter Elisabeth mehr als 20 Jahre lang in einem Verlies gefangen gehalten und mit ihr sieben Kinder gezeugt haben soll.

Der Vater habe sich seine Tochter “als Partnerin herangezogen”, sagte Rossmanith am Montag im Gespräch mit der APA: “Er hat sich letztlich eine jederzeit verfügbare Sklavin gehalten.”

Für die Sachverständige steht fest, dass dem jahrzehntelangen Inzest “eine pathologische Familienkonstellation mit massiven partnerschaftlichen Problemen” vorausgegangen sein muss. “In derartigen Fällen können die hohen Triebansprüche von Männern nicht mehr befriedigt werden, so dass auf Töchter zurückgegriffen wird, die dann in die Rolle der Partnerin gezwungen werden”, erläuterte Rossmanith. Josef F. habe sich seine Tochter “gefügig gemacht, sie gehalten und nach seinen Bedürfnissen benützt”.

“Ohne Zweifel hat er daraus einen sadistischen Lustgewinn gezogen”, vermutet die Expertin. Der Mann habe “absolute Kontrolle” ausgeübt: “Er hat zur Tochter eine ganz enge Abhängigkeit geschaffen, die ihm auf Gedeih und Verderb ausgeliefert war”. Ein enormes Machtbedürfnis und Allmachtsfantasien seien für ihn damit zur Realität geworden: “Was uns jetzt unvorstellbar erscheint und ihm am Anfang vielleicht unmöglich erschienen ist, ist für ihn Alltag geworden.”

Dass der Mann daneben zumindest nach außen hin ein “normales” Leben als Familienvater zu führen vermochte, erklärt sich Rossmanith mit seiner Persönlichkeit, die “zwei Bereiche gelebt hat, nämlich den unterirdischen und den oben”.

Die Psychiaterin hält es für durchaus vorstellbar, dass die Ehefrau des 73-Jährigen sowie die drei Kinder, die nicht im Verlies eingesperrt wurden, nichts von den Vorgängen mitbekommen hatten: “Er war offenbar ein Herrscher. Wenn der Keller für die Ehefrau und die Kinder tabu war und sie es gewohnt waren, auf seine Anordnungen zu hören, dann hat man dort nicht nachgeschaut. Wenn einer die Macht hat und sie dem anderen aufzwingt, dann ist sein Wort Gottes Wort.”

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