Es sieht so einfach aus. Neugierig reckt Bruno Piazzi das Näschen. Ganz entspannt setzt Lukas Mayrhofer die Kreide an. Entschuldigt sich noch für seine Schrift, während er die x und y schon tanzen lässt. Und am Ende steht da 1. Ist gleich 1, und darunter die Buchstaben q. e. d. als Abkürzung für den lateinische Satz quod erat demonstrandum was zu beweisen wäre. Das Eigentümliche daran: Eigentlich wäre Piazzi der Lehrer und Mayrhofer müsste Maulaffen feilhalten. Aber sie spielen schon lange in vertauschten Rollen. Und der Feldkircher Gymnasialprofessor genießt es sehr.
Sich auf die Logik verlassen
Mathematik hat ihn immer fasziniert. Ein Leben lang. Aber warum nur? Weil man sich in der Mathematik auf die Logik verlassen kann. Das könnte man in Latein ja auch. Latein hatte ich auch sehr gerne. Ah ja. Mathematik ist in Piazzis Augen eine Sprache, die Denkvorgänge lesbar machen kann. Lukas Mayrhofer nickt. Er entdeckte seine Leidenschaft in der zweiten Klasse. Damals hat er den Känguru-Wettbewerb gewonnen. Seither besucht er Piazzis Spezialkurse. Die haben mit Schulmathematik nichts mehr gemein. Jeden Mittwochnachmittag, wenn sich die Volleyballer auf das nächste Match vorbereiten und die Schachspieler die Figuren aufs Brett setzen, lesen die Zahlenadepten Sätze wie: Man zeige, dass 2010 nicht als Differenz zweier Quadratzahlen dargestellt werden kann. Und machen sich frohgemut ans Werk. Entwickeln Lösungsstrategien. Wenden Beweistechniken an. Zitieren schon mal mathematische Sätze von Archimedes oder Euklid. Und führen den pythagoreischen Lehrsatz nicht nur verbal spazieren, sondern haben ihn auch verinnerlicht.
Seit 30 Jahren Musiker
Sie sind sehr erfolgreich und räumen bei Bewerben regelmäßig ab. Und Bruno Piazzi würde sich entschieden verwehren, behauptete wer, Mathematiker solcher Inbrunst wären irgendwie seltsam. Er selber spielt seit 30 Jahren Unterhaltungsmusik. Auch Lukas Mayrhofer wird sich nach bestandener Matura nicht zu seinen Zahlenkolonnen zurückziehen, sondern mit der Klasse all inclusive in die Türkei verreisen. Aber nach dem Zivildienst gehts dann doch an die Uni zum Studium von Physik und Mathematik. Nur Lehrer will er nicht werden. Seine Gedanken gehen Richtung Forschung. Vielleicht sogar ans Kernforschungszentrum Cern, wer weiß? Mit dieser mathematischen Begabung ist vieles möglich. Gefördert hat sie Bruno Piazzi, der nach den großen Ferien die nächsten hochbegabten Anfänger unter seine Fittiche nimmt.
10.000 Schüler nahmen teil
Der Wettbewerb Känguru der Mathematik findet jedes Jahr am dritten Donnerstag im März in zahlreichen europäischen Ländern statt, jeweils mit gleichlautenden Aufgaben. Außer Bleistift, Zirkel und Lineal gibt es keine Hilfsmittel. In ganz Österreich haben heuer 179.686 Schülerinnen und Schüler teilgenommen. In Vorarlberg waren es 10.222, davon 4755 Buben und 5467 Mädchen.
Zur Person
Mag. Bruno Piazzi betreut seit vielen Jahren hochbegabte Mathematiker am BG Feldkirch. Geboren: 10. August 1954 in Hohenems Ausbildung: Studium der Mathematik und Physik an der Universität Innsbruck Laufbahn: Unterricht an der BAKIP und am BG Feldkirch Familie: verheiratet, drei Söhne.