Epstein-Affäre: Neue Enthüllungen setzen Trump unter Druck
Donald Trump steht erneut im Zentrum brisanter Enthüllungen. Wie die New York Times berichtet, zeichnet sich ein deutlich engeres Verhältnis zwischen dem früheren US-Präsidenten und dem verstorbenen Sexualstraftäter Jeffrey Epstein ab, als Trump bislang zugeben wollte. Ehemalige Mitarbeiter, mutmaßliche Missbrauchsopfer und neue Dokumente werfen ein verstörendes Licht auf eine langjährige Verbindung, die offenbar von Frauenjagd, Machtdemonstration und sexuellen Grenzüberschreitungen geprägt war.
Freundschaft der 1990er: Trump und Epstein als Komplizen?
Die beiden Männer lernten sich Ende der 1980er-Jahre kennen – beide damals gut vernetzt in der High Society von New York. In den 1990ern und frühen 2000ern trafen sie sich regelmäßig: in Epsteins Villa in Manhattan, im Trump Tower, in Trumps Casino in Atlantic City oder in ihren Häusern in Palm Beach. Sie telefonierten häufig, wie ehemalige Epstein-Angestellte berichten. Eine Assistentin will bezeugen können, dass Trump und Epstein "mindestens dreimal die Woche" miteinander gesprochen hätten.
Laut Zeugenaussagen war die Freundschaft geprägt von einem regelrechten Wettstreit: Wer konnte mehr Frauen für sich gewinnen? Die Schauspielerin und das Model Stacey Williams, bekannt aus den Bademoden-Ausgaben von Sports Illustrated, sprach offen mit der New York Times: "Ich glaube einfach, dass es Trophäenjagd war." Sie beschuldigte Trump außerdem, sie 1993 im Trump Tower begrapscht zu haben – Epstein sei Zeuge gewesen.
Partys, Machtspiele und sexuelle Anspielungen
Anonyme Frauen berichteten, Epstein habe sie zu Partys gezwungen, bei denen Trump ebenfalls anwesend gewesen sei. In mindestens zwei Fällen habe Epstein von einer Frau verlangt, Sex mit anderen Gästen zu haben. Trump habe sich laut einer Mitarbeiterin bei Flügen mit Epstein damit gebrüstet, jede Frau haben zu können, "die er wolle".
Eine besonders brisante Enthüllung stammt aus einer E-Mail, die dem US-Kongress vorliegt. Darin rühmte sich Epstein, Trump eine 20-jährige Frau "geschenkt" zu haben – ein Ausdruck, der nicht nur sprachlich verstört. Auch soll Trump Epstein Modelkarten geschickt haben, die dieser "wie eine Speisekarte" durchblätterte, wie ein Ex-Mitarbeiter angibt.
Neue Fotos mit verstörenden Details
Zusätzlich zu den Aussagen wurden neue Fotos aus Epsteins Nachlass veröffentlicht – rund 95.000 Bilder sollen sich noch in Prüfung befinden. Auf einigen sind prominente Persönlichkeiten wie Microsoft-Gründer Bill Gates zu sehen, der eine junge Frau im Arm hält. Andere Bilder zeigen junge Frauen mit Lolita-Zitaten auf ihren Körpern. Ein Fuß trägt die Zeile: "Sie war Dolores auf der gepunkteten Linie" – eine direkte Anspielung auf den Missbrauch im Roman "Lolita" von Vladimir Nabokov.
Auch das bekannte Epstein-Flugzeug, der sogenannte "Lolita Express", taucht in den Dokumenten auf. Laut Flugprotokollen sollen neben Epstein auch Trump, Bill Clinton und Prinz Andrew an Bord gewesen sein.
Belastende Vorgeschichte für Trump
Zwar gibt es derzeit keine Hinweise darauf, dass Trump direkt in Epsteins Missbrauchsnetzwerk involviert war – dennoch ist die Liste der gegen ihn erhobenen Vorwürfe lang. Fast 20 Frauen beschuldigten ihn in der Vergangenheit der sexuellen Belästigung oder des Missbrauchs. Die Schriftstellerin E. Jean Carroll hatte Trump wegen Vergewaltigung und Verleumdung verklagt – und bekam recht.
Neue E-Mails, die Epstein an den Journalisten Michael Wolff schrieb, deuten darauf hin, dass Trump von den Aktivitäten Epsteins wusste. "Natürlich wusste er von den Mädchen", schrieb Epstein laut New York Times. Gemeinsam berieten die beiden demnach auch, wie Trump auf Nachfragen zu Epstein reagieren solle.
Veröffentlichung der Ermittlungsakten: Frist läuft aus
Am heutigen 19. Dezember endet die gesetzlich festgelegte Frist für das US-Justizministerium, alle Ermittlungsunterlagen aus dem Epstein-Fall zu veröffentlichen. Ob dies in vollem Umfang geschieht, bleibt abzuwarten. Viele Dokumente könnten aus Gründen der Geheimhaltung unter Verschluss bleiben.
Die Demokraten werfen Trump vor, die Ermittlungen ausbremsen zu wollen. Indes sorgt ihre eigene Strategie für Diskussion: Die neu veröffentlichten Epstein-Fotos wurden über Dropbox geteilt – mitsamt aktivierter Kommentarfunktion. Jeder Nutzer konnte seine Meinung direkt unter den Bildern äußern. Ob Absicht oder Panne, bleibt unklar.
(VOL.AT)