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Entscheidung im Dosenpfand-Streit

Im Streit um das Dosenpfand in Deutschland haben Teile des Handels dem Drängen des deutschen Umweltministers Jürgen Trittin (Grüne) nachgegeben.

Unter Führung des Großhändlers Lekkerland-Tobaccoland sagten rund 100.000 Geschäfte zu, zum 1. Oktober ein bundesweites Rücknahmesystem für Dosen und Einwegflaschen aufzubauen, wie Trittin am Freitag in Berlin mitteilte. Um das Pfand zu umgehen, wollen nach Angaben des Hauptverbandes des deutschen Einzelhandels (HDE) 90 Prozent der Läden Einweg allerdings ganz aus den Regalen nehmen. Einige Discounter wollen zudem eigene Rücknahmesysteme aufbauen.

„Ich begrüße, dass sich bei Teilen der Wirtschaft die Vernunft durchgesetzt hat“, erklärte Trittin. Die Getränkehändler hätten nun drei Möglichkeiten: Alle Getränke in Mehrwegverpackungen zu verkaufen und Einweg zu verbannen, sich dem nun verkündeten bundesweiten Rücknahmesystem anzuschließen oder Einweg innerhalb so genannter Insellösungen zu vertreiben, wie es einige Discounter planen.

Für die Verbraucher heißt dies: Bis zum 1. Oktober bleibt alles wie bisher, betont das Umweltministerium. Kunden können Dosen und Einwegflaschen nur in dem Laden zurückgeben, in dem sie sie gekauft haben. Ab Oktober ist dann die Rückgabe in allen Geschäften möglich, die sich dem Rücknahmesystem angeschlossen haben. Einige Ketten setzen zudem auf eigenständige Rücknahme-Lösungen, darunter der Discounter Plus. Auch Lidl und Norma erwägen eine solche Möglichkeit.

Neun von zehn Händlern hätten sich bereits für den Verzicht auf Einweg entschieden, sagte HDE-Sprecher Hubertus Pellengahr. Die Tengelmann-Gruppe will bereits in den kommenden Tagen mit einem Ausverkauf von Dosen und Einwegflaschen beginnen. Zu Tengelmann gehört der Lebensmittelhändler Kaiser’s. Zuvor hatte auch Aldi Süd Einweg-Getränke aus den Regalen genommen.

Ernährungsindustrie und Umweltverbände begrüßten die Einigung: Ein „Einweg-Chaos“ bleibe damit aus, sagte der Sprecher des Lenkungsausschusses von Handel und Industrie, Peter Traumann. Auch ein drohender Stellenabbau sei damit vom Tisch. Allerdings sei dies nur eine „Segmentlösung“. Traumann zeigte sich aber zuversichtlich, dass sich weitere Händler dem bundesweiten Pfandsystem anschließen würden. Schließlich seien mit Einweg-Getränken Milliarden zu machen.

Die Deutsche Umwelthilfe nannte die Lösung verbraucher- und umweltfreundlich: „Wesentlich ist, dass ein System da ist, dem sich zum 1. Oktober jeder anschließen kann“, sagte Geschäftsführer Jürgen Resch. „Dass zusätzlich ein Schub für Mehrweg ausgeht, freut uns umso mehr.“

Trittin hatte dem Handel eine Frist bis Freitag gesetzt, nachdem die Händler unter Berufung auf die hohen Kosten ihre Zusage aufgekündigt hatten, ein flächendeckendes Rücknahmesystem für Einweg-Getränkeverpackungen aufzubauen. Dies sollte im Gegensatz zu der jetzigen Lösung alle Geschäfte in Deutschland umfassen.

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