Sie sieht diese Entscheidung „bei den anderen Parteien“. Die Position der ÖVP liege klar am Tisch: Sie wolle den Reformkurs fortsetzen und werde das „mit der Partei tun, die dazu als verlässlicher Partner bereit ist“, so Rauch-Kallat in einer Aussendung.
Die „Pressestunde“ mit Fischer habe gezeigt, „dass die SPÖ derzeit offenbar noch nicht in der Lage ist, eine solche Entscheidung zu treffen“, meinte Rauch-Kallat. Als „Ausrede“ bewertete sie die Aussage Fischers, die ÖVP habe keinen Kassasturz gemacht. Die ÖVP habe die SPÖ „genau über die aktuelle Budget-Situation informiert“ – und diese sei auch „für jedermann im Internet nachlesbar“.
Dass Fischer auf die gescheiterten SPÖ-ÖVP-Regierungsverhandlungen 1999/2000 hingewiesen hat – für Rauch-Kallat wurde die Regierungsbildung damals von den „Sozialisten“ verhindert – sieht die ÖVP-Generalsekretärin als Hinweis darauf, „in welch schwieriger Situation sich derzeit die SPÖ befindet“. Sie hofft, „dass die SPÖ aus der damaligen Situation schließlich lernen und erkennen wird, dass sich eine Partei in der Frage Regierung oder Opposition letztlich insgesamt für einen Kurs entscheiden und diesen dann auch umsetzen muss“.
Für FPÖ-Klubobmann Karl Schweitzer sind die heutige „Pressestunde“ und das jüngste Interview des Wiener Bürgermeister Michael Häupl ein Beweis dafür, dass SPÖ-Chef Alfred Gusenbauer „völlig abgemeldet“ sei und in der SPÖ nichts mehr zu sagen habe. „Gusenbauer ist nur mehr die Marionette, die Fischers und Häupls Aufträge auszuführen hat.“ Außerdem meinte Schweitzer angesichts der Aussagen Fischers, dass es der SPÖ an Ideen und Visionen mangle – und: „Eine Regierungsbeteiligung der SPÖ würde Österreich um Jahrzehnte zurückwerfen.“
Die stellvertretende Klubobfrau der Grünen, Madeleine Petrovic, teilte die Einschätzung Fischers, dass es wohl zur Neuauflage von Schwarz-Blau kommen werde. Die FPÖ habe zwar in den vergangenen drei Jahren mehr als deutlich bewiesen, dass sie nicht regierungsfähig sei. Aber die ÖVP wolle offensichtlich trotzdem „die Fortsetzung von Schwarzblau forcieren“. Jedenfalls sei die Entscheidung, „ob die ÖVP ihre Koalition mit der Haider-Stadler-FPÖ fortsetzt, oder ob die alte Dinosaurier-Koalition zwischen SPÖ und ÖVP wiederbelebt wird, die alleinige Verantwortung der ÖVP“. Die Chancen für einen „echten Politikwechsel in Österreich“ seien bei diesen Vorzeichen „denkbar gering“, meinte Petrovic.