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Entführte UNO-Militärbeobachter wieder frei

Die Entführer der vier UNO-Militärbeobachter in Georgien haben ihre Geiseln nach fünf Tagen Gefangenschaft freigelassen. Die Regierung zahlte nach eigenen Angaben kein Lösegeld.

Der deutsche Verteidigungsminister Peter Struck bestätigte am Dienstag entsprechende Berichte des georgischen Fernsehsenders „Rustawi 2“. Struck sagte, es gehe ihnen den Umständen entsprechend gut. Auf die Frage, ob Lösegeld gezahlt worden sei, antwortete der Minister: „Dazu kann ich nichts sagen.“

Der Vertreter von Präsident Eduard Schewardnadse in der Region, Emsar Kwiziani, sagte, er erwarte die Ankunft der Geiseln. Die zwei Bundeswehrsoldaten, ein dänischer Offizier und ihr georgischer Übersetzer waren am Donnerstag im Kodori-Tal von acht maskierten Bewaffneten überfallen und verschleppt worden.

Nach einem Bericht des Fernsehsenders Rustawi-2 sollen die Entführer ein Lösegeld von 1,5 Millionen Dollar für die Freilassung der Militärbeobachter verlangt haben. Kwiziani betonte jedoch, es sei kein Lösegeld gezahlt worden. Die Geiselnehmer hätten Unterhändlern der Regierung mitgeteilt, sie wollten einen Ort auswählen, um die Männer bis zum Abend übergeben zu können. Am Vortag hatte Kwiziani gesagt, die Geiseln würden in einem Wald des Kodori-Tales festgehalten.

Die UNO-Mitarbeiter sollten nach ihrer Freilassung mit einem Hubschrauber in das Bergdorf Aschara geflogen werden, meldete die russische Agentur Interfax unter Berufung auf die Verwaltung im Kodori-Tal. Die Geiselnehmer hatten die UNO-Mitarbeiter am vergangenen Donnerstag auf einer Patrouillenfahrt überfallen und verschleppt. Der Tatort Kodori-Tal grenzt an Russland und ist etwa 250 Kilometer von der georgischen Hauptstadt Tiflis entfernt. Russische Soldaten, die zum Schutz der UNO-Mitarbeiter abkommandiert waren, wurden von den Geiselnehmern laufen gelassen.

In den vergangenen Jahren waren bereits drei Mal UN-Mitarbeiter in Georgien entführt und nach kurzer Zeit wieder freigelassen worden. Die Vereinten Nationen kontrollieren seit 1994 den Waffenstillstand zwischen Georgien und der abtrünnigen Republik Abchasien. Die UNO-Beobachter gehen unbewaffnet auf Kontrollfahrt.

Das Tal wird je zur Hälfte von abchasischen Nationalisten und georgischen Einheiten kontrolliert. Abchasien liegt im Nordwesten der Kaukasus-Republik Georgien. Die Region ist seit 1993 praktisch autonom, vorausgegangen war ein zweijähriger Bürgerkrieg. Die Abchasen fordern jedoch die volle Unabhängigkeit. Seit 1994 ist eine russische Friedenstruppe in Abchasien stationiert. Ebenfalls seit 1994 beteiligt sich Deutschland an der Beobachtermission der Vereinten Nationen in Georgien (UNOMIG) und stellt die medizinische Versorgung sicher.

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