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Entführte Deutsche in Lebensgefahr

Die beiden im Irak entführten Deutschen befinden sich nach einem Ultimatum ihrer Entführer offenbar in akuter Lebensgefahr: "Die Lage entwickelt sich auch nach unserer Beurteilung ernst".

Dies sagte der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier am Mittwoch in Berlin. Am Vorabend hatte der arabische Sender Al Jazeera ein Video mit Forderungen der Entführer ausgestrahlt, die binnen 72 Stunden erfüllt werden sollen. Andernfalls drohen die Entführer mit Ermordung der Geiseln. Wann die Frist abläuft, blieb offen. Bei einem neuen Selbstmordanschlag in der irakischen Hauptstadt Bagdad riss ein Attentäter zwei Menschen mit in den Tod.

Der Selbstmordattentäter sprengte sich inmitten einer Gruppe von Tagelöhnern in die Luft. Zum Zeitpunkt der Explosion hatten sich demnach etliche Männer in der Hoffnung auf Arbeit an einem Treffpunkt im Stadtteil Al Jadida versammelt. Im westlichen Stadtviertel Amiriya explodierte ebenfalls ein Sprengsatz, dabei wurden ein Mensch getötet und zwei weitere Menschen verletzt. In der Nähe des Innenministeriums ging eine weitere Bombe hoch, dabei erlitten zwei Menschen Verletzungen.

Die Anschläge ereigneten sich wenige Stunden bevor der Prozess gegen den früheren irakischen Präsidenten Saddam Hussein fortgesetzt wurde – allerdings ohne den Hauptangeklagten und vier seiner einstigen Getreuen. Am vergangenen Sonntag war es im Gerichtssaal zum Eklat gekommen, nachdem der neue Richter Rauf Rashid Abdul Rahman Saddams Halbbruder Barzan al-Tikriti aus dem Saal geschickt hatte. Saddam und zwei weitere Angeklagte hatten daraufhin ebenfalls den Saal verlassen. In dem Prozess wegen des Massakers von Dujail im Jahr 1982 stehen insgesamt acht Angeklagte vor Gericht.

Die Entführer der beiden deutschen Ingenieure René Bräunlich und Thomas Nitzschke stellen auf dem neuen Video zum ersten Mal politische Forderungen. So wird von der deutschen Regierung verlangt, ihre Botschaft in Bagdad zu schließen, alle deutschen Firmen aus dem Land abzuziehen und die Zusammenarbeit mit der irakischen Regierung zu beenden.

Steinmeier sagte, er habe dem Kabinett über die „neuere Entwicklung des Entführungsfalls im Irak Auskunft“ gegeben. Die Regierung sei „berührt und schockiert“ über die Bilder des Videos. Er appellierte an die Entführer, die beiden deutschen Ingenieure freizulassen und zu ihren Familien zurückkehren zu lassen.

Neben den Deutschen wurden im Jänner mindestens drei weitere Ausländer im Irak entführt; zwei Kenianer und die amerikanische Journalistin Jill Carroll. Carrolls Entführer fordern die Freilassung aller Frauen aus Gefängnissen im Irak. Andernfalls haben auch sie sie mit der Ermordung der Journalistin gedroht.

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