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Entführungs-Prozess gegen iranischen Arzt in Wien

Mit der Entführung seines eigenen, vierjährigen Sohnes wollte der Mann die nach Österreich geflüchtete Ehefrau zurückgewinnen - "Habe großen Fehler begangen".

Ein 38-jähriger Arzt aus dem Iran musste sich heute, Dienstag, wegen erpresserischer Entführung vor Geschworenen im Wiener Straflandesgericht verantworten. Er hatte sich in der Bundeshauptstadt seines vierjährigen Sohnes bemächtigt und sich mit dem Kind nach Deutschland abgesetzt, um damit seine nach Österreich geflüchtete Ehefrau zur Rückkehr in die persische Heimat zu bewegen. Mehrfach drohte er der Frau, er werde das Kind umbringen, sollte sie nicht zu ihm zurückkommen.

Die Frau hatte sich im November 2007 mit dem Kleinkind nach Wien begeben, wo seit längerem zwei ihrer Geschwister leben. Alsbald reichte sie einen Asylantrag ein, in dem sie sich unter anderem darauf berief, sie sei seit Jahren den Aggressionen ihres Ehemanns ausgesetzt, der zu Wutausbrüchen neige und sie und ihren Sohn schlage. “Der Angeklagte wollte die Flucht seiner Frau nicht akzeptieren und fand sich damit nicht ab”, meinte Staatsanwältin Ursula Schmudermayer.

Kurz vor Weihnachten reiste er ihr hinterher und versuchte sie davon zu überzeugen, mit ihm in den Iran zurückzufliegen. Die Frau – die beiden hatten 1994 geheiratet – weigerte sich, worauf er erstmals Todesdrohungen ausgestoßen haben soll, sich aber zunächst unverrichteter Dinge wieder in den Flieger nach Teheran setzte.

Am 25. Februar erschien der Arzt neuerlich auf der Bildfläche, um persönlich mit seiner Ehefrau zu sprechen. Er führte sie und das gemeinsame Kind zum Shoppen ins Donauzentrum aus, wo er dann einen günstigen Moment nützte, um sich seines Sohnes zu bemächtigen. Mit diesem setzte er sich in ein Taxi und ließ sich zunächst nach Graz chauffieren.

Dort angekommen, wechselte er den Wagen und ließ sich nach München bringen. In Deutschland nahm er telefonischen Kontakt mit seiner Schwiegermutter im Iran und später auch mit seiner Ehefrau auf und meinte, er werde sich und das Kind töten, sollte jene in Wien bleiben. Den Vierjährigen brachte er vorübergehend in einer Moschee in Frankfurt unter, wo er mit einem Imam sein weiteres Vorgehen besprach.

Er stellte schließlich der verängstigten, mit dem Schlimmsten rechnenden Mutter des Buben ein weiteres Treffen in der Bundeshauptstadt in Aussicht. Tatsächlich kam es am 29. Februar um 4.00 Uhr in der Früh dazu, wobei die Frau zum Schein vorgab, nun auf seine Forderungen einzugehen. Sie setzte sich mit ihrem Mann in ein Taxi, um – wie er glaubte – mit ihm nach Deutschland zum dort befindlichen Sohn zu fahren.

In Wahrheit hatten die Iranerin und ihre Schwestern die Exekutive eingeschaltet, die das Taxi heimlich verfolgte und auf der Westautobahn zum Stoppen brachte. Der 38-jährige Arzt wurde festgenommen. Er weigerte sich vorerst, den Aufenthaltsort des entführten Kindes bekanntzugeben.

Schließlich ließ er sich doch erweichen, die Mutter konnte den Vierjährigen in der Früh des 2. März glücklich in ihre Arme schließen.

“Es tut mir leid, dass ich allen hier Mühe bereitet habe”, entschuldigte sich der Mann nun in seiner Verhandlung. Er habe “in höchst emotionellem Sinne” gehandelt: “Ich habe einen großen Fehler begangen. Ich wollte die Familie zusammenführen.” Das inkriminierte Verhalten sei “für einen Arzt an sich unmöglich”, räumte er ein.

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