England scheitert wieder am Punkt
Die Führung für die Engländer fiel bereits in der 3. Minute. Costinha verlängerte einen weiten Abschlag von Englands Goalie James mit dem Kopf Richtung eigenes Tor, Michael Owen hatte aber bereits mit einem Rückpass spekuliert, bekam den Ball mit dem Rücken zum Tor serviert und beförderte das Leder direkt aus der Drehung ins Tor. Nach dem schnellen Gegentreffer folgten wütende Angriffe der Gastgeber. Österreichs WM-Quali-Gegner beschränkte sich freilich nicht darauf, das Resultat zu verwalten: In der 19. Minute tauchte Owen nach schöner Kombination über Lampard und Scholes plötzlich allein vor dem Portugal-Tor auf, zwei Minuten später ging ein Kopfball des aufgerückten Campbell nur knapp über das Gehäuse von Ricardo.
Zu diesem Zeitpunkt war Shooting-Star Rooney schon nicht mehr auf dem Feld. Der vierfache EM-Torschütze hatte sich in einem Duell mit Andrade am Knöchel verletzt und wurde in der 27. Minute durch Vassell ersetzt.
Die Portugiesen blieben zwar zumeist die tonangebende Mannschaft, wirklich gefährlich wurden sie aber mit Ausnahme eines abgefälschten Passes von Miguel (25./James mit Problemen) und Deco (33./daneben) nicht.
Nach dem Seitenwechsel verlagerte sich das Spiel fast zur Gänze in die Hälfte der Engländer. Die Eriksson-Truppe vermochte sich nur selten zu befreien, das lag auch daran, dass Rooney von Vassel nicht einmal annähernd adäquat ersetzt wurde. Dennoch wusste die Scolari-Elf mit ihrem spielerischen Übergewicht nicht viel anzufangen. Ausgerechnet Figo´s Ersatzmann Postiga sorgte für den vielumjubelten Ausgleich des EM-Gastgebers. Der Angreifer war in der 83. Minute nach einer Flanke von Simao aus fünf Metern per Kopf zur Stelle. Aufregung gab es noch einmal in der 90. Minute, als Owen nach Beckham-Freistoß die Latte traf und Campbell den abspringenden Ball ins Tor köpfelte. Der Torjubel blieb den Engländern jedoch im Hals stecken, denn Schiedsrichter Meier entschied auf Foul an Tormann Ricardo von Terry.
Die ersten Minuten in der Verlängerung standen zunächst im Zeichen der Portugiesen, gegen Ende der ersten Hälfte der Verlängerung wurden die Engländer stärker, hatten aber bei einem Kopfball von Beckham (101.) Pech. In der zweiten Hälfte kamen die Portugiesen dem 2:1 denkbar nahe, als Campbell nach einem Kopfball von Nuno Gomes aus kurzer Distanz auf der Linie rettete. Wenige Sekunden später wähnten sich die Gastgeber bereits im Halbfinale: Der ebenfalls eingewechselte Rui Costa schloss einen Solo-Lauf mit einem strammen Schuss vom Strafraum unter die Latte ab. Schließlich durften doch noch die Engländer jubeln. Nach einem Eckball von Beckham legte Terry per Kopf für Lampard auf, der in der 115. Minute aus der Drehung zum 2:2 traf.
Im Elferschießen spielten wieder einmal Beckham die Nerven einen Streich. Der Kapitän schoss weit drüber, genauso wie wenig später Rui Costa. Den entscheidenden Penalty verhaute Vassell, der an dem in dieser Phase ohne Handschuhe spielenden Keeper Ricardo scheiterte. Der Goalie avancierte danach zum Held des Abends, als er zum Endstand von 6:5 traf. Für England geht damit der Elfer-Fluch” weiter. Nahezu alle Elfmeterschießen gingen verloren, so zuletzt bei der Heim-EM 1996 im Semifinale gegen Deutschland oder 1998 im WM-Achtelfinale gegen Argentinien.