AA

Endspiel der Premieren

Die zwölfte Fußball-EM-Endrunde in Portugal bietet zum Schluss- und Höhepunkt am Sonntag im Lissabonner Luz-Stadion im Finale zwischen den Gastgebern und Griechenland eine doppelte Premiere.

Erstmals in der Euro-Historie ist die Paarung im Endspiel mit jener des Eröffnungsspiel identisch, zudem standen die zwei Protagonisten noch nie in einem WM- oder EM-Endspiel. Die finale Frage um die Nachfolge von Frankreich lautet: Portugal oder Griechenland? Der Sieger trägt sich als neuntes Land in die Ehrentafel ein.

Die Hellenen, die den Titelverteidiger im Viertelfinale heimschickten, hatten zur Ouvertüre mit dem 2:1 für die erste Sensation gesorgten. Und ihnen ist nach den Darbietungen auf der iberischen Halbinsel durchaus zuzutrauen, dass sie einen heimischen Titelgewinn verhindern. Seit 1984 (Frankreich) vermochte bisher kein Gastgeber im Endspiel den Heimvorteil zu nützten.

Wie meistens hängt in derartigen Finalspielen, deren aktuelle Ausgabe in dieser Besetzung vor dem EM-Anpfiff am 12. Juni niemand für möglich gehalten hatte, auch viel von der Tagesverfassung und vom Glück ab. Fest steht vor dem Anstoß aber: Dass das EM-Endspiel zum ersten und gleichzeitig auch zum letzten Mal nach der „Silver Goal”-Regel ausgetragen wird und dass es den ersten Trainer in der WM- und EM-Geschichte geben wird, der mit einem ausländischen Team den Titel holt.

Die zwei Anwärter auf dieses Novum sind Luiz Felipe Scolari, der vor zwei Jahren Brasilien zum fünften Mal zum Weltmeister machte und als erster Feldherr mit verschiedenen Teams auch in Folge das begehrte „Double” schaffen könnte, und Otto Rehhagel. Mit dem 55-jährigen Brasilianer und dem 65 Lenze zählenden Deutschen, der als ältester EM-Trainer das Finale (bisheriger Rekord 1984 Miguel Munoz/Spanien mit 62) erreichte, prallen zwei völlig unterschiedliche Systeme und Spielarten aufeinander.

Der Südamerikaner lässt seine trickreichen „Brasilianer Europas” im modernen Pressing-Stil aus einer stabilen Abwehr heraus mit der Flügelzange Figo - Ronaldo offensiv agieren, während sein Widerpart auf das konventionelle Taktik mit einem Libero (Dellas), einer Beton-Verteidigung und Konter baut. „Modern ist, wer gewinnt”, sagt Rehhagel, dem der Erfolg Recht gibt.

„Eigentlich zählen wir hier schon längst zu den Gewinnern. Wir sind natürlich abermals Außenseiter, haben jedoch wieder nichts zu verlieren”, sagt der längst als „Rehakles” vergötterte Mann auf der blauweißen Kommandobrücke. Und seine Schützlinge denken genauso.

Gegenüber dem Eröffnungsspiel sind von den Scolari-Schützlingen mit Rui Costa, Couto, Ferreira und Simao vier Mann nicht mehr erste Wahl. Der Coach will die selbe Elf wie gegen die Niederlande in den Kampf schicken. „Unsere Elf wird ihr Letztes geben, um Europameister zu werden”, versprach Helder Postiga.

  • VIENNA.AT
  • Fußball-EM vol
  • Endspiel der Premieren
  • Kommentare
    Die Kommentarfunktion ist für diesen Artikel deaktiviert.