Am selben Tag verzichtete Kaiser Karl I. auf seinen Regierungseinfluss und enthob die letzte kaiserliche Regierung ihres Amtes. Einen Tag später erfolgte die Ausrufung der “Republik Deutsch-Österreich” vor dem Parlament in Wien.
Der Erste Weltkrieg begann am 28. Juli 1914 mit einer Kriegserklärung Österreich-Ungarns an Serbien. Ein Monat zuvor waren der österreichische Thronfolger Franz Ferdinand und seine Ehefrau in Sarajevo von serbischen Nationalisten ermordet worden. Da der militärische und wirtschaftliche Zusammenbruch Österreich-Ungarns im Herbst 1918 schon absehbar war, entschloss sich Kaiser Karl I. Mitte September zu einer Friedensnote an die Alliierten. Als diese abgelehnt wurde, setzte sich der Zerfall der Donaumonarchie rasch fort.
Mit seinem “Völkermanifest” vom 16. Oktober 1918 versuchte Kaiser Karl I. noch einmal, den Zerfall Österreich-Ungarns aufzuhalten, indem er die k.u.k. Monarchie in eine Föderation umwandeln wollte. Doch am 21. Oktober konstituierte sich in Wien die Provisorische Nationalversammlung für “Deutsch-Österreich”.
Am 26. Oktober löste Kaiser Karl I. durch ein Telegramm an Kaiser Wilhelm II. das Bündnis Österreich-Ungarns mit Deutschland auf, tags darauf bat er die Alliierten um einen Sonderfrieden.
Während in Prag am 28. Oktober die Tschechoslowakische Republik ausgerufen wurde, nahm die Provisorische Nationalversammlung am 30. Oktober die vorläufige Verfassung an, die vom Sozialdemokraten Karl Renner ausgearbeitet worden war. Außerdem wählte sie einen Staatsrat mit drei Präsidenten, bestehend aus dem Sozialdemokraten Karl Seitz, dem Christlichsozialen Johann Hauser und dem Großdeutschen Franz Dinghofer.
Einen Tag später übergab der letzte kaiserliche Ministerpräsident Heinrich Lammasch die Regierungsgewalt der in der Nacht gebildeten provisorischen Regierung unter dem Vorsitz Renners. Auf Antrag des christlichsozialen Politikers Wilhelm Miklas, des späteren Bundespräsidenten (1928-38), wurden die Farben Rot-Weiß-Rot zu Staatsfarben erklärt.
Am 3. November kam es zu einem Waffenstillstand zwischen Österreich-Ungarn und den Alliierten, am Tag danach legte Kaiser Karl I. die Befehlsgewalt über die Armee nieder. Eine Woche später, am 11. November, unterzeichneten die Entente-Mächte und Deutschland in einem Eisenbahnwagen im Wald von Compiegne den Waffenstillstand und beendeten damit den Ersten Weltkrieg.
Kaiser Karl I. verzichtete am selben Tag auf jeden Anteil an den Staatsgeschäften und verließ Schönbrunn. Im Herrenhaus-Sitzungssaal des Parlaments legte Staatskanzler Karl Renner unterdessen dem Staatsrat den Gesetzentwurf für die Ausrufung der “Republik Deutsch-Österreich” vor. Diese erfolgte schließlich am 12. November durch die Provisorische Nationalversammlung vor dem Parlament in Wien, es kam zur Bildung einer Konzentrationsregierung unter dem Vorsitz Renners.
Die am 16. Februar 1919 gewählte Konstituierende Nationalversammlung beschloss die erste rein parlamentarische Bundesverfassung, die am 1. Oktober 1920 in Kraft trat. Der geplante Anschluss der jungen Republik an das Deutsche Reich wurde von der Pariser Friedenskommission 1919 untersagt. Im März 1919 musste Ex-Kaiser Karl mit seiner Familie Österreich verlassen, da er sich weigerte, in aller Form auf den Thron zu verzichten.
Am 25. Oktober 1919 unterzeichnete Staatskanzler Renner den Friedensvertrag von Saint-Germain, der Österreich die Kriegsschulden der alten Monarchie aufbürdete. Die Bezeichnung “Deutsch-Österreich” wurde verboten. Österreich bekam das Burgenland zuerkannt, Südkärnten blieb aufgrund einer Volksabstimmung 1920 bei Österreich (Kärntner Abwehrkampf). Südtirol dagegen musste ohne Abstimmung an Italien abgetreten werden. Österreich verblieben damit rund 12 Prozent des Gebiets der ehemaligen österreichisch-ungarischen Monarchie.
Der für Österreich-Ungarn 1.563 Tage dauernde Erste Weltkrieg kostete das k.u.k. Heer mehr als eine Million Tote, rund 1.943.000 Verwundete und 1,2 Millionen Kriegsgefangene. Die Staatsverschuldung stieg von Juli 1914 bis November 1918 von 13 auf 72 Milliarden Kronen, weil für den Krieg schätzungsweise 90 Milliarden Kronen ausgegeben wurden. Die Folge waren tiefgreifende soziale und wirtschaftliche Probleme in der Ersten Republik, weite Bevölkerungsteile verarmten.