Allerdings gebe es keine Hinweise, dass sie von der geplanten Tat gewusst hätten oder eingebunden gewesen seien. Der 18-Jährige hatte vor der Tat mehrere Videos ins Internet gestellt, in denen er unter anderem mit Waffen posierte und teilweise von anderen Personen begleitet wurde.
Bei dem Amoklauf in der Emsdettener Geschwister Scholl-Schule am Montag wurden 37 Menschen verletzt, der 18-Jährige brachte sich mit einem Kopfschuss um. Der Ex-Schüler war den Ermittlungen zufolge sehr frustriert und kam mit seinem Leben nicht zurecht.
Seine Tatwaffen hat der 18-Jährige nach den Ermittlungen der Polizei möglicherweise beim Internet-Shop eGun mit Sitz in Darmstadt oder beim Internet-Auktionshaus eBay erworben. Auf beide gebe es Hinweise, sagte der Polizeisprecher. Das muss aber noch genau abgeklärt werden.
Die Online-Ausgabe der Tageszeitung Die Welt hatte zuvor berichtet, bei Egun sei ein Nutzer unter dem Pseudonym ResistantX aktiv gewesen. Diesen Namen habe der Täter nahezu immer benutzt, wenn er im Netz unterwegs gewesen sei. In der Zeit vom 9. Oktober bis zum 5. November – knapp zwei Wochen vor der Tat – kaufte ResistantX dem Bericht neun Mal bei Egun ein.
Bei ihren Ermittlungen hat die Polizei dem Sprecher zufolge mehr als 100 Zeugen vernommen. Zudem gebe es Tagebuchaufzeichnungen des Täters, die dieser per E-Mail an Bekannte verschickt haben soll. Der Polizeisprecher sagte, nach den bisherigen Ermittlungen seien diese tatsächlich von dem Amokläufer erstellt worden.
Wie viele der bei der Tat verletzten Personen am Mittwoch weiter im Krankenhaus behandelt werden mussten, konnte der Sprecher zunächst nicht sagen. Es seien aber alle auf dem Weg der Besserung. Am Dienstagnachmittag hatten sich noch sieben Verletzte im Krankenhaus befunden.
Unterdessen haben sich mehrere hundert Menschen, darunter viele Schüler, bei einem ökumenischen Gottesdienst in Emsdetten den blutigen Amoklauf in Erinnerung gerufen. Die Geistlichen der beiden großen christlichen Kirchen schlossen in ihre Fürbitten auch den Attentäter und dessen Hinterbliebene ein. Wir sind erschrocken über eine solche Ausweglosigkeit, sagte der katholische Regionalbischof Franz-Peter Tebartz-van Elst. Schülern und Lehrern hätten sich Bilder von unerklärlichem Hass und blinder Zerstörungswut geboten.
Die Tat von Emsdetten habe viele Debatten ausgelöst, sagte der Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen, Alfred Buß. Das ist alles richtig. Aber treffen sie auch den Kern des Problems?, fragte er. Es gehe darum, füreinander da zu sein, Zeit füreinander zu haben. Das ist schwerer, als Videospiele und Gewalt zu verbieten, sagte der Präses.
Mörder von Littleton verehrt
Der Amokläufer von Emsdetten hat offenbar die Täter des Schulmassakers von Littleton im US-Staat Colorado verehrt. Eric Harris ist Gott, schrieb der 18-Jährige in sein Tagebuch nach einem Bericht der Bild-Zeitung. Harris und ein Mittäter hatten am 20. April 1999 in der Columbine High School 13 Menschen und danach sich selbst getötet. Es ist erschreckend, wie ähnlich Eric mir war, wurde der Emsdettener Amokläufer zitiert. Harris war zur Tatzeit ebenfalls 18 Jahre alt.
Nach dem Bericht der Bild-Zeitung verbrannte der Amokläufer in der Nacht vor der Tat die Aufzeichnungen, schickte aber eingescannte Seiten per E-Mail an Freunde. Nach Erkenntnissen der Ermittler sind die veröffentlichten Tagebucheinträge wahrscheinlich echt. Die sind authentisch vom Täter erstellt, sagte ein Polizeisprecher in Münster.
Dem Bericht zufolge schrieb der 18-Jährige am 18. November in sein Tagebuch: In drei Tagen ist alles vorbei! Die Leute werden tot auf dem Schulhof liegen, die Schule wird brennen, und mir wird das Gehirn weggeblasen! Am Vorabend schrieb er laut Bild über seine Angehörigen, dass sie gute Menschen seien und er ihnen wehtun werde. Es ist traurig zu wissen, dass ich sie nach morgen nie wieder sehen werde. Der letzte Eintrag von der Nacht vor der Tat laute Das wars (Thats it).
Bei dem Amoklauf am Montag waren 37 Menschen verletzt worden, der 18-Jährige brachte sich mit einem Kopfschuss um. Der Ex-Schüler war den Ermittlungen zufolge sehr frustriert und kam mit seinem Leben nicht zurecht.