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Empfang für Abtreibungsklinik: Proteste angekündigt

Nicht immer mit Freude verbunden - eine Schwangerschaft
Nicht immer mit Freude verbunden - eine Schwangerschaft ©bilderbox.at
Im Wiener Rathauskeller findet heute Abend der umstrittene Empfang anlässlich des 30- jährigen Bestehens des Ambulatoriums "Pro:Woman" am Wiener Fleischmarkt statt. Rund um die Veranstaltung wird es hoch hergehen: Gegner und Befürworter der Fristenlösung werden vor dem Wiener Rathaus demonstrieren.
30 Jahre Ambulatorium am Fleischmarkt
Kirche kritisiert Veranstaltung
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In der Einrichtung werden unter anderem Abtreibungen durchgeführt. Die Veranstaltung hat für ein Wiederaufflammen der Fristenlösungs-Debatte gesorgt.

Gegner haben unter dem Motto “Nein zur Ehrung der Abtreibungsklinik” am Abend zu einer Kundgebung vor das Rathaus geladen. Widerstände gegen die Veranstaltung kommen vor allem von katholischer Seite. Kardinal Christoph Schönborn forderte den Wiener Bürgermeister Michael Häupl (S) in einem Brief auf, die Feier abzusagen. Die Stadt Wien lehnte dies ab. Auch linke Gruppen werden am Abend demonstrieren, und zwar für “das Recht auf Abtreibung”.

“Nein zur Ehrung der Abtreibungsklinik” lautet das Motto der Demonstration, zu der “Die Christen” auf ihrer Homepage aufrufen. Angekündigt wird eine Kundgebung und “stiller Protest” vor dem Rathaus. Die Teilnehmer treffen sich am Donnerstag um 18 Uhr – eine Stunde vor Beginn der Veranstaltung.

Bereits eine Stunde früher, um 17 Uhr, haben die Wiener Grünen eine Demonstration angekündigt. Sie wollen laut Aussendung “ein klares Zeichen gegen die Kriminalisierung von Frauen” setzen.

Die Veranstaltung selbst wird im Rathauskeller über die Bühne gehen, wobei der Empfang ursprünglich im Stadtsenatssitzungssaal hätte stattfinden sollen. Die Verlegung musste laut Rathaus aus technischen Gründen erfolgen. Auf dem Programm stehen unter anderem Reden der Wiener Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely (S) und der “Pro:Woman”-Geschäftsführerin Elke Graf. Übertragen werden Videobotschaften von Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek und Nationalratspräsidentin Barbara Prammer (beide S).

Der Auftakt zur Debatte erfolgte vergangene Woche. Kardinal Christoph Schönborn forderte den Wiener Bürgermeister Michael Häupl (S) öffentlich auf, die Feier abzusagen. Durch eine solche Veranstaltung würde deutlich gemacht, dass es “offenbar keinen Konsens im Hinblick auf den Schutz des menschlichen Lebens von der Empfängnis an gibt”, so Schönborn. Kritik kam wenig später auch von Familienstaatssekretärin Christine Marek (V). Das Thema sei “zu ernst für Cocktailpartys”, richtete sie dem Rathaus aus.

Dort wurde betont, dass eine Absage des Empfangs “keine Option” sei. Stadträtin Wehsely erklärte, dass das Recht der Frau auf Selbstbestimmung und damit über ihren eigenen Körper für sie und die SPÖ unantastbar sei: “Alle Versuche, dieses Recht anzutasten, sind indiskutabel.” Bürgermeister Michael Häupl (S) wird sich demnächst mit Kardinal Schönborn treffen. Wann und wo, das wird im Rathaus nicht verraten. Das Gespräch solle ohne Druck von außen stattfinden, wird betont.

Das Ambulatorium am Fleischmarkt hat 1979 seinen Sitz am heutigen Standort genommen. Neben Abtreibungen werden bis heute kostenlose Beratungen etwa zum Thema Empfängnisverhütung geboten, sowie Schwangerschaftstests oder Sterilisationen bei der Frau und Vasektomien beim Mann durchgeführt. Im Jahr 1999 wurde die Einrichtung Teil des Netzwerkes “Marie Stopes International (MSI)”, das sich im Bereich reproduktive Medizin und Familienplanung engagiert.

Im Mai 2006 folgte eine Namensänderung: Seit damals heißt die Einrichtung offiziell “Pro:Woman Ambulatorium”. Das Durchschnittsalter der betreuten Frauen liegt bei 32,3 Jahren. Allerdings stieg der Anteil der Klientinnen zwischen 14 und 19 Jahren zwischen 2005 und 2008 von 4 auf 12 Prozent.

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