Von Wolfgang Flöttl, der kurz zuvor 639 Mio. Dollar BAWAG-Gelder verspekuliert hatte, hatte Kreuch den Eindruck, dass es in seinem Interesse war, die Geschäfte mit neuen BAWAG-Geldern fortzuführen.
Ich hatte eine hohe Achtung gegenüber Dr. Flöttl damals, weil er mit seinem Vermögen für den Schaden einstand, sagte Kreuch heute. Der Wert des Flöttl-Vermögens sei von Elsner und Flöttl mit rund einer Mrd. Dollar genannt worden. Beide haben das so transportiert, betonte Kreuch. Flöttl hatte während des Prozesses angeben, nie mehr als 250 bis 300 Mio. Dollar Vermögen besessen zu haben.
Flöttl habe die Aufnahme einer Yen-Option mit BAWAG-Geldern vorgeschlagen. Er hat es untermauert durch seine Verbindungen in die japanische Wirtschaft. Kreuchs Vorstandskollege Josef Schwarzecker habe damals ein Hedging der Yen-Option zur Absicherung vorgeschlagen, aber wenn wir das absichern, dann ist die Ertragssituation auch weg, meinte Kreuch heute. Daher sei Schwarzeckers Vorschlag bei der Vorstandssitzung wieder verworfen worden.
Er habe damals verlangt, dass der Eigentümer informiert werde, dies sei im Konsens angenommen worden. Dass dies nicht im Protokoll stehe, verwundert Kreuch heute nicht: Man spricht drei Stunden, das Protokoll ist zwei Seiten. Weiters sei es für ihn damals eine Selbstverständlichkeit gewesen, dass die Großveranlagungsgrenze eingehalten werde. Die genaue Höhe dieser Grenze wusste er nicht, musste er auf Befragung durch Staatsanwalt Georg Krakow eingestehen.
Das Protokoll der Sitzung sei geheimgehalten worden, weil in der Vergangenheit oft wichtige Beschlüsse in die Öffentlichkeit gelangt worden waren, so Kreuch. Das Unternehmen sei damals unter einer Existenzbedrohung gestanden.
Die ÖGB-Privatbeteiligtenvertreterin Gerda Kostelka-Reimer hielt Kreuch vor, dass der BAWAG-Vorstand damals beschlossen habe, in Reparatur des Altschadens von Flöttl weitere 500 Mio. Dollar zu investieren. Die BAWAG habe damals an Flöttl 80 Mio. Dollar Betriebsmittelkredit, 154 Mio. Dollar Ablöse von Krediten bei Sothebys, 250 Mio. Dollar für die Yen-Option und später noch 18 Mio. Dollar für einen Kredit bei der Meinl-Bank gegeben. Das Verlust-Audit für die großen Verluste sei erst Monate später, am 10. Mai 1999, von der Firma Arthur Andersen gekommen, und enthalte keine Angaben zu Flöttls Handelstransaktionen (Trading records), rügte sie.