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Elsner: "Das ist ja lächerlich!"

©AP
Helmut Elsner stellte in seiner Einvernahme entschieden in Abrede, dem früheren Konsum-Generaldirektor Hermann Gerharter im März 2003 in seinem Büro 550.000 Euro geschenkt zu haben.

„Das ist ja lächerlich! Dann hätte ich Senilität im Endstadium“, so Elsner.
Gerharter belaste ihn zu Unrecht, „offenbar um seine Position zu erleichtern“, sagte Elsner, wobei der wenige Meter neben ihm sitzende frühere Konsum-Boss zuerst kopfschüttelnd protestierte. Danach ergriff Gerharter das Mikrofon und gab nach Elsners Darstelllung wörtlich zu Protokoll: „Ich wundere mich, Kollege Elsner, dass man solche Lügen auftischen kann!“

Elsner soll bereits 1999 Gerharter einen Überziehungsrahmen in einer BAWAG-Filiale in Mödling über 800.000 Schilling vermittelt haben. Daran fehlte dem früheren BAWAG-Chef am heutigen Verhandlungstag jede Erinnerung. Elsner betätigte allerdings, Kenntnis davon erlangt zu haben, dass Gerharter 2002 bei der BAWAG um einen Kredit zur Bestreitung seiner offenen Gerichts- und Sachverständigengebühren angesucht hatte.

Wenn es der Wahrheit entspräche, dass er, Elsner, Gerharter den Großteil der Kreditsumme wenige Wochen vor seiner Pensionierung geschenkt hätte, „dann würde ich mich selber verurteilen, und zwar strafrechtlich und zivilrechtlich“, sagte Elsner. Er bleibe allerdings bei der Wahrheit und betone daher, die behauptete Übergabe habe nicht stattgefunden. Im Fall einer solchen hätte sich Gerharter außerdem im Sekretariat anmelden müssen: „Da kann er ja nicht plötzlich vor der Tür stehen und sagen ’Ich hätt’ gern a Geld!’. So geht’s ja nicht!“ Fazit Elsners: „Da stimmt ja alles hinten und vorn nicht!“

Er habe allerdings später vernommen, dass Gerharter irgendwann vorbeigekommen sei und im Vorzimmer Schokolade abgegeben habe, merkte Elsner am Rande an. Wem das Präsent gegolten habe, wisse er nicht:
„Die Tür war zu.“

In Bezug auf den weiteren Anklagepunkt, Gerharters Konto „glattgestellt“ und die BAWAG damit um zusätzliche 130.00 Euro geschädigt zu haben, räumte Elsner ein, dies „empfohlen“ zu haben. Er habe „die Abschreibung befürwortet“. Grund: Gerharter habe sich bei ihm über seine verschlechterte persönliche Situation beklagt: „Er hat mir erzählt, er sei in Scheidung, hat kein Vermögen, kann nicht mehr. Er hat das alles sehr elend geschildert, und dieses Elend wollte ich nicht vergrößern.“

Mit dem Forderungsverzicht, der tatsächlich genehmigt wurde – auf dem entsprechenden Schriftstück findet sich ein „Ja, Elsner“ – habe er nichts mehr zu tun gehabt, stellte Elsner fest: „Da war ich schon in Pension.“

Gerharter hatte – als die BAWAG auf ihre Forderungen an den früheren Konsum-General verzichtete – bei derselben Bank Privatvermögen von über 900.000 Euro in Form von Sparbüchern und Wertpapieren veranlagt. Elsner betonte, das nicht gewusst zu haben. Im Zusammenhang damit merkte der Ex-BAWAG-General an: „Die Annahme, im Haus zu recherchieren, ob noch ein Vermögen da ist, das ist etwas derart Ungewöhnliches, das ist noch nie passiert.“ Er sei davon ausgegangen, dass Gerharter „nichts hatte“. Sofern dieser trotz vorhandenen Vermögens die „Abschreibung“ in Anspruch nahm, „ist das seine Schuld und nicht meine“, schloss Elsner.

Gerharter verfolgte die Ausführungen des langjährigen BAWAG-Chefs teilweise mit ungläubigem Staunen – als es etwa um seine angeblich bevorstehende Scheidung ging -, zum Teil mit offenkundiger Fassungslosigkeit.

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