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Elementarpädagogik: Bachelorstudium droht auszulaufen

Bereits im zweiten Jahr gab es deutlich weniger Interessenten.
Bereits im zweiten Jahr gab es deutlich weniger Interessenten. ©APA/Barbara Gindl (Sujet)
Das Bachelorstudium Elementarpädagogik wurde im Studienjahr 2018/2019 erstmals angeboten. Nun droht es bereits auszulaufen.

Als im Studienjahr 2018/19 an zehn Pädagogischen Hochschulen erstmals das Bachelorstudium Elementarpädagogik angeboten wurde, überstieg die Nachfrage das Angebot an Studienplätzen bei weitem. Schon im zweiten Jahrgang gingen die Zahlen deutlich zurück. Durch widrige Rahmenbedingungen könnte das neue Studium bald zum Auslaufmodell werden, warnt Elementarpädagogik-Hochschulprofessor Bernhard Koch.

Im zweiten Jahrgang gab es bereits deutlich weniger Interessenten

In seiner derzeitigen Form kann man das berufsbegleitende Bachelorstudium Elementarpädagogik nur dann inskribieren, wenn man bereits die Ausbildung an einer Bildungsanstalt für Elementarpädagogik (BAfEP) abgeschlossen hat. Im ersten Jahr hätten sich anscheinend vor allem jene Kindergartenpädagoginnen für das Studium entschieden, die schon lange auf ein derartiges Studium gewartet hatten, schreibt der Forscher der Pädagogischen Hochschule (PH) Steiermark in seinem neuen Buch "Die Bachelorstudien Elementarpädagogik an Österreichs Hochschulen. Bestandsaufnahme und Entwicklungsmöglichkeiten". Schon in der zweiten Kohorte gab es allerdings deutlich weniger Interessenten und dieser Rückgang könnte anhalten, befürchtet Koch.

Dass etwa in Österreich der Bachelorabschluss nicht als Mindestqualifikation für Leitungskräfte definiert ist, könnte aus Kochs Sicht dazu führen, dass nach den ersten Jahrgängen das Interesse an dieser Form der Studien abnimmt. "Insgesamt stellt sich die Frage, inwieweit ein berufsbegleitendes Studium, das auf einer absolvierten BAfEP basiert und keine finanziellen oder organisationsbezogenen Benefits verbindlich aufweist (z.B. höheres Gehalt, akademischer Grad als Voraussetzung für Leitungsposition in größeren Einrichtungen), weiterhin attraktiv ist oder ob in den nächsten Jahren bei gleich bleibenden Rahmenbedingungen die Zahl der Studieninteressierten deutlich abnimmt."

Studium ohne BAfEP-Abschluss müsse geschaffen werden

Um nicht den Anschluss an die internationale Ausbildung von elementarpädagogischen Fachkräften zu verlieren, müsse in Österreich auch ein grundständiges Studium für Interessenten ohne BAfEP-Abschluss geschaffen werden, schreibt Koch. Außerdem brauche es Masterstudien im Bereich "frühe Kindheit", wie es sie in Österreichs Nachbarländern schon länger gebe. Gleichzeitig müssten die an der Elementarpädagogik-Ausbildung beteiligten Hochschulen nachweisen, dass sie auch wirklich Leistungen erbringen, die über jene der BAfEPs hinausgehen.

Derzeit finde die Professionalisierung der Elementarpädagogik nur sehr langsam und gestuft statt, so Koch. Während derzeit jährlich rund 1.600 potenzielle Fachkräfte einen BAfEP-Abschluss machen, werden ab 2021 nur potenziell 250 bis 300 Absolventen des Bachelorstudiums erwartet. Selbst wenn die Studierendenzahl gleich bliebe und es kaum Berufsausstiege gäbe, würde das Ziel, dass es in jeder der rund 5.000 größeren elementarpädagogischen Einrichtungen eine akademisch ausgebildete Leitungskraft gibt, erst bis 2035 erreicht.

(APA/Red)

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