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El-Kaida-Terroristen im TV

Ein mutmaßlicher Drahtzieher der Anschläge vom 11. September hat im Fernsehen die Strategie des Terrornetzwerks El Kaida dargelegt.

Zugleich räumte er erstmals öffentlich ihre Verantwortung für die Terroranschläge auf den US-Zerstörer im Hafen von Aden und auf die amerikanischen Botschaften in Kenia und Tansania ein. Bei den Anschlägen in Nairobi und in Daressalam im August 1998 wurden 224 Menschen getötet und 5.000 verletzt.

„Es ging (bei der Planung des 11. Septembers) vor allem darum, die Zellen untereinander und mit dem Generalkommando in Afghanistan zu verbinden, bis die Zellen bereit waren zur Durchführung“, sagte Ramzi Binashibh, der in Hamburg mit dem Flugzeugatattentäter Mohammed Atta zusammengewohnt hatte. Zu sehen war er in der Sendung „Streng geheim“ des arabischen Fernsehsenders Al Jazeera am Donnerstagabend jedoch nicht. Nur ein Tonband war zu hören.

Der Reporter des Senders mit Sitz in Katar versicherte, er habe Binashibh in der pakistanischen Stadt Karachi interviewt. Dieser sagte ihm, die Flugzeugattentäter der El Kaida hätten den Zielen, die sie bei ihren Anschlägen treffen wollten, Codenamen gegeben. Das Pentagon habe den Namen „Kunstakademie“ getragen, das World Trade Center sei „Die Fakultät für Stadtplanung“ gewesen und der amerikanische Kongress – den die in Pennsylvania abgestürzte Maschine nach dem Willen der Attentäter hätte treffen sollen – die „Juristische Fakultät“.

Mohammed Atta habe ihm einige Tage vor dem Anschlag in einer als Rätsel verschlüsselten Telefonbotschaft das Datum für die Flugzeugattentate genannt, fügte er hinzu. „Er sagte, was sind zwei Stöcke und ein Strich mit einem Kuchen? Da wusste ich, es wird der 11.9.“. Er selbst sei kurze Zeit später über Pakistan nach Afghanistan gereist und habe den Terroristenanführer Osama bin Laden informiert. Bin Laden und seine Getreuen hätten die Anschläge in Afghanistan verfolgt. „Wir sahen (im Fernsehen) live zu und haben gebetet: ziel, ziel, ziel.“

Doch die Codenamen für die Terrorziele und das „Rätsel“ von Mohammed Atta waren nicht die einzigen zynischen Wortspiele der Terroristen. In Attas letzter E-Mail, die er Binashibh nach dessen Angaben von den USA aus nach Hamburg schickte, sprach er von “19 Zeugnissen für höhere Studien“ (19 Attentäter) und ließ „Grüße an den Professor“ (Bin Laden) ausrichten. Binashibh behauptete außerdem, Bin Laden habe vor den Anschlägen auf die US-Botschaften per Fernsehen einen verschlüsselten Hinweis auf die Operation gegeben. Bei einem TV-Interview vor den Anschlägen habe er vor einer Afrika-Karte gesessen und mit seinem Kopf die Staaten Tansania und Kenia verdeckt.

Binashibh behauptete weiter, als El Kaida zweieinhalb Jahre vor dem 11. September mit der Planung für Anschläge in Amerika begonnen habe, hätten sich mehr Freiwillige als nötig für die Attentate gemeldet. Nach Angaben der Ermittler hätte der Jemenit Binashibh ursprünglich selbst zu den Attentätern von New York und Washington gehören sollen. Seine Visa-Anträge für die USA seien jedoch stets abgelehnt worden.

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