AA

EKH durch „wieder wohnen“ verwaltet

Das Ernst-Kirchweger-Haus (EKH) im 10. Bezirk (Wielandgasse 2-4) wird demnächst von „wieder wohnen“, einer Tochtergesellschaft des Fonds Soziales Wien (FSW), und einem neu gegründeten Dachverband aus vier im EKH ansässigen Vereinen verwaltet werden.

Das wurde den Anrainern der Umgebung heute, Montag, Abend in einer von der FPÖ beantragten Bürgerversammlung in der Bezirksvorstehung Favoriten mitgeteilt.

Mit den noch abzuschließenden Verträgen soll nicht nur eine klare rechtliche Situation geschaffen, sondern auch dem Unmut der Grätzl-Bewohner Rechnung getragen werden. Lärm- und Geruchsbelästigung erwiesen sich dabei als Hauptkritikpunkte.

„In den neuen Hauptmietverträgen spielt die Einhaltung sozialer Spielregeln eine zentrale Rolle“, betonte Christian Neumayer vom FSW. Etwaige Verstöße gegen diese Vereinbarungen, die auch Lösungen in punkto Lärm- und Müllvermeidung beinhalten, würden auf rechtlicher Basis umgehend sanktioniert werden, so Neumayer weiter. Zudem werde man mit baulichen Maßnahmen versuchen, den Lärmpegel in den Griff zu kriegen. Außerdem soll eine professionelle Hausverwaltung zur Betreuung der Liegenschaften eingesetzt werden.

Derzeit wird das autonome Zentrum, das von vorwiegend links orientierten Gruppierungen als Wohn- und Kulturstätte genutzt wird, über eine GmbH des Hauseigentümers Enola, einer Tochterfirma von Porr, verwaltet. Das GmbH-Modell bleibt auch nach der Neuübernahme aufrecht. Für insgesamt zwei Mio. Euro soll die bestehende GmbH demnächst an „wieder wohnen“ und den Mit-Gesellschafter, einen Dachverband aus zwei türkischen Vereinen (ATIGIF und DIDIF), dem „Dachverband der serbischen Kulturvereine“ und dem „Verein für Gegenkultur“ gehen. Bis dahin sind noch mehrere moderierte Gespräche zwischen Bewohnern des Hauses und der Umgebung geplant. Deren Ergebnisse sollen Eingang in die endgültigen Verträge finden und so ein „friedliches Miteinander ermöglichen“, wie Bezirksvorsteherin Hermine Mospointner (S) erklärte.

Zahlreiche Teilnehmer der von ORF-Redakteur Peter Resetarits geleiteten und gut besuchten Versammlung zeigten sich weniger optimistisch. Einige Anrainer beschwerten sich, teils mittels lautstarker Zwischenrufe, über vermeintliche Drogendelikte oder andere Straftaten wie etwa Sachbeschädigung durch Graffiti. Dem entgegnete Michael Lepuschitz, der als Stadthauptmann der Polizei Favoriten ebenfalls am Podium saß, dass im Vergleich zu anderen Bezirksteilen keine Auffälligkeiten feststellbar seien. „Aus kriminal- und sicherheitspolizeilicher Sicht gibt es bezüglich des EKH keine Probleme“, erklärte Lepuschitz.

Auf Statements seitens des Publikums, dass hier Steuergelder verwendet würden, damit „arbeitsscheue Leute gratis wohnen können“, meinte Wolfgang Sperl, Geschäftsführer von „wienwork“: „Die Nutzer des Hauses werden neben einem symbolischen Mietbeitrag alle anfallenden Betriebs- und Energiekosten selbst tragen“. Aber natürlich sei die Projektbeteiligung der Stadt Wien eine „politische Entscheidung“: „Wir glauben, dass soziale Betreuung der richtige Weg ist“, so Sperl. Durch eine Absiedelung oder Delogierung würde die Situation nur eskalieren. Seitens des EKH nahm übrigens niemand zu den Vorwürfen Stellung.

Neben zahlreichen Unmutsbekundungen berichteten einige Mitdiskutanten auch über positive Erfahrungen. Eine ältere Anrainerin sagte, sie habe Gespräche mit einigen Bewohnern des Autonomiezentrums geführt, „diese als sehr offen und lebendig erfahren“, und sie wünsche dem Projekt „allen Erfolg“. Ein anderer betagterer Herr aus dem Grätzl meinte, „diese Menschen sind alles andere als kriminell und asozial“. Generell blieb die Grundstimmung im Publikum jedoch skeptisch.

  • VIENNA.AT
  • Wien
  • EKH durch „wieder wohnen“ verwaltet
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen