Einzug ins EM-Halbfinale? ÖHB-Team vor entscheidendem Duell mit Island

Stunden später (20.30) muss man auf Schützenhilfe der Kroaten gegen Gastgeber Deutschland hoffen. "Wir gehen 'All in'", kündigte Teamchef Ales Pajovic an. Für eine sensationelle Endrunde will man sich zumindest mit dem Spiel um Platz fünf belohnen.
Der Liveticker vom Spiel
Mögliche Szenarien:
- Sieg über Island: Österreich sichert sich mindestens den dritten Platz in der Hauptrundengruppe I. Dies qualifiziert sie für das Spiel um den fünften Platz gegen den Drittplatzierten der Gruppe II.
- Sieg über Island und ein nachfolgender Sieg Kroatiens über Deutschland: In diesem Fall würde Österreich als Gruppenzweiter ins Halbfinale einziehen, wo sie auf den Sieger der Gruppe II treffen würden.
- Niederlage gegen Island: Abhängig vom Ausgang des Spiels zwischen Frankreich und Ungarn würde Österreich entweder auf dem vierten oder fünften Platz in ihrer Gruppe landen. Die Endplatzierung würde dann durch den Vergleich der Punkte und der Tordifferenz mit dem entsprechenden Team aus Gruppe II bestimmt.
Der wäre Österreich im Falle eines Erfolgs gegen den EM-Dritten von 2010 sicher, auch ein Remis könnte reichen, falls Ungarn nicht gegen Frankreich gewinnt. Auf Rechenspiele hat bei Rot-Weiß-Rot aber ohnehin keiner Lust. "Wir sind alle am Limit, aber das ist was fast Einmaliges, für so ein Turnier zerreißt man sich", versprach Regisseur Lukas Hutecek vor dem siebenten Spiel. "Wir werden wieder alles reinwerfen. Ich bin zuversichtlich, dann erarbeiten wir uns noch ein Spiel."
"Wir sind so glücklich und stolz"
Es wäre unzweifelhaft schade, wenn man die wohl beste Leistung bei einer Endrunde nicht auch mit der besten Platzierung krönen könnte. Rang acht von der Heim-EM 2020 steht als Bestmarke in den Annalen, im Falle einer Niederlage droht der Rückfall auf Platz fünf der Hauptrundengruppe, das wäre dann aller Voraussicht nach Endrang neun. Auch daran verschwendet man keinen Gedanken. Das 28:33 gegen Frankreich am Montag, die erste Niederlage im Turnier, habe "absolut nicht auf die Stimmung gedrückt", versicherte Hutecek. "Wir sind so glücklich und stolz, was wir hier zeigen durften. Wir werden genauso heiß sein."
Frankreich stellte gegen Österreich unter Beweis, dass man gemeinsam mit Dänemark und Schweden zu den absoluten Topteams gehört. Erst mit gewissem Abstand folgt Europas "zweite Tranche", zu der - so wie Island - nun auch Rot-Weiß-Rot gehört. Zwei Punkte gegen den Sechsten der EM 2022 bzw. WM-Zwölften 2023 sind also ein durchaus realistisches Szenario. Auch wenn die beiden Tests gegen Island Anfang Jänner mit 28:33 und 30:37 verloren gingen.
Isländer "spielen keine perfekte EM"
"Da haben wir gesehen, wie gut sie sind", erinnerte sich Pajovic, dessen Team aber gerade im zweiten der Testduelle mit einer starken Leistung schon einen Vorgeschmack auf Kommendes gab. Für die Truppe von der Vulkaninsel lief die Endrunde danach hingegen nicht ganz nach Plan.
In der Vorrunde gab es einen hauchdünnen Sieg über Montenegro und ein Remis gegen Serbien sowie eine klare Niederlage gegen Ungarn. In der Hauptrunde ging man gegen Deutschland und Frankreich als Verlierer vom Platz, einzig gegen die Kroaten gelang am Montag ein Erfolg.
"Wir sind jetzt 'on fire'"
Auch der Ausfall von Star-Rückraum Gisli Kristjansson, der sich im Kroatien-Match am Fuß verletzte, hilft Island, das für schnelles Spiel und die Gefahr im Eins-gegen-Eins steht, nicht weiter. "Sie spielen keine perfekte EM", konstatierte auch Pajovic, der die Gunst der Stunde nutzen will. "Wir sind jetzt 'on fire', und wir glauben daran."

Die Österreicher bangen wiederum weiter um Abwehrchef Lukas Herburger, der schon gegen die Franzosen erkrankt fehlte. "Eine Prognose ist relativ schwierig", betonte ÖHB-Sportdirektor Patrick Fölser, der der Truppe vor Spiel sieben innerhalb von 13 Tagen trotz der Belastungen weiterhin alles zutraut. "Jeder hat Schmerzen, jeder ist natürlich kaputt. Aber so viel Euphorie und Wille, dass jeder noch einmal alles reinhauen wird. Auch die Isländer sind müde."
Stimmen vor dem Spiel
"Es ist eigentlich verrückt, worüber wir hier sprechen", ist auch Sportdirektor Patrick Fölser ob der Leistungen des Nationalteams sprachlos. In der eigenen Hand hat man das Erreichen des Halbfinales zwar nicht mehr, doch, dass allein noch die Chance darauf besteht und man im sechsten Spiel dieser Europameisterschaft erst die erste Niederlage hinnehmen musste, sei schlicht und ergreifend unglaublich.
Auf die Stimmung hat das 28:33 gegen Olympiasieger Frankreich Montagabend nicht gedrückt, Lukas Hutecek: "Wir sind so stolz darauf, was wir hier abliefern. Diese Niederlage tut nicht weh. Wir werden gegen Island wieder genauso heiß sein wie gegen Frankreich."
Gegen Island bestritt Österreich direkt vor Beginn der EHF EURO 2024 noch zwei freundschaftliche Länderspiele, musste sich im Multiversum Schwechat 28:33 und in der Sport NMS Linz Kleinmünchen 30:37 geschlagen geben. Selbstbewusst streicht Tobias Wagner darauf angesprochen hervor: "So wie diese EURO bislang gelaufen ist, haben diese beiden Ergebnisse Null Aussagekraft."
Die Stärken der Isländer sind hinlänglich bekannt: Schnelle 1. und 2. Welle, stark im Eins gegen Eins. "Wir haben in den beiden freundschaftlichen Länderspielen vor der EURO gesehen, wie stark Island ist. Aber wir sind On Fire. Wir gehen All In und werden alles dafür geben, die zwei Punkte zu holen", verspricht Teamchef Aleš Pajovič.
"Wir spielen alle am Limit, keine Frage. Aber hier in Deutschland, in der Lanxess Arena, vor 20.000 Fans zu spielen ist einmalig. Da holt man die letzten Körner raus. Und wie Pajo sagt, wir sind on fire", erklärt Lukas Hutecek abschließend.
(APA)