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Einsatz gegen Kinderpornografie

Eine internationale Polizeiaktion gegen Kinderpornografie im Internet läuft seit Mittwochmorgen in Deutschland und mehreren anderen Ländern.

Wie das Bundeskriminalamt in Wiesbaden mitteilte, richtet sich die Aktion in der Bundesrepublik gegen fünf Tatverdächtige. Polizei- und Zollbehörden durchsuchten in Deutschland, Grossbritannien, Japan, Kanada, Niederlande, Schweiz, Schweden, Spanien und den USA in einer gemeinsamen Operation Räume wegen des Verdachts der bandenmässigen Verbreitung von Kinderpornografie im Internet.

Weltweit sind den Angaben zufolge bislang 31 Tatverdächtige in elf Staaten identifiziert worden. Gegen sie besteht ausserdem der Verdacht, entweder selbst Kinder sexuell missbraucht oder zumindest engen Kontakt zu den Tätern haben, da das bereits früher sichergestellte kinderpornografische Material eine erschreckende Brutalität zeige. Auf internationaler Ebene werden die aktuellen Erkenntnisse bei der Zentrale von Interpol in Lyon gebündelt und gesteuert.

In Deutschland fanden Durchsuchungen bei fünf Tatverdächtigen in den Bundesländern Baden-Württemberg, Bayern, Berlin und Hamburg statt. Bereits Ende Mai vergangenen Jahres hatte das BKA erste Hinweise auf einen privaten und geheimen Raum (Channel) im Internet Relay Chat (IRC) erhalten, in dem vermutlich grosse Mengen von Daten kinderpornografischen Inhalts getauscht werden. Den Ermittlern sei es trotz vielfältiger Sicherungsmassnahmen der Betreiber gelungen, Einblick in diesen Channel zu bekommen, berichtete das BKA.

In Deutschland kam die Polizei zunächst einem 40-Jährigen aus Münster (Nordrhein-Westfalen) auf die Spur, der bereits 1998 wegen Verbreitung von Kinderpornografie zu einer Freiheitsstrafe von sechs Monaten auf Bewährung verurteilt worden war. Ende letzten Jahres wurde seine Wohnung durchsucht. Der 40-Jährige wurde auf frischer Tat ertappt; er hatte gerade Kontakt zum verdächtigen Channel, in dem sich zehn weitere Personen aufhielten. Er gab an, Gründer des „Channels“ zu sein. Gegen ihn wurde Haftbefehl erlassen.

Festnahme in Frankreich

Ein weiteres Mitglied des Kinderpornografie-Rings wurde im Dezember in Frankreich festgenommen. Bei ihm wurden auf zwei Computern mit einer Speicherkapazität von jeweils 40 Gigabite sowie 63 CD-ROM etwa 200.000 Bilddateien sowie weitere rund 1.000 Videodateien mit Kinderpornografie sichergestellt. Auch dieser Tatverdächtige befindet sich in Haft.

Die Ermittler haben laut BKA den Verdacht, dass sich die Nutzer des verdächtigen Channels schon seit längerer Zeit intensiv mit der Beschaffung und Verbreitung von Kinderpornografie beschäftigen. Einige der Mitglieder dürften sich bereits in dem 1998 aufgedeckten Kinderporno-Ring mit der Bezeichnung „w0nderland“ betätigt haben.

Bei der Aktion am Mittwoch sei erneut mit der Sicherstellung grosser Mengen an kinderpornografischen Dateien zu rechnen, teilte das BKA mit. Den Polizeibehörden sei es erneut gelungen, in abgeschottete Bereiche des Internets vorzudringen, deren Nutzer sich offensichtlich aufgrund verschiedener Schutzmassnahmen sicher fühlten.

Das deutsche Strafgesetzbuch sieht in Fällen der bandenmässigen Verbreitung von Kinderpornografie eine Freiheitsstrafe bis zu zehn Jahren vor.

Weitere Ergebnisse der Aktion wollte das Bundeskrminalamt am Nachmittag mitteilen. Das BKA hat eine Koordinierungsstelle mit der Bezeichnung „ARTUS“ eingerichtet.

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