Einsamkeit unter Jugendlichen nimmt deutlich zu
Immer mehr junge Menschen in Österreich fühlen sich einsam. Das zeigen aktuelle Zahlen von "Rat auf Draht". Von Jänner bis November 2025 gab es 202 Gespräche, in denen Einsamkeit das Hauptthema war – ein Anstieg um 37,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Jugendliche ab 16 besonders betroffen
Laut Statistik entfallen rund 42 Prozent der Beratungen auf die Altersgruppe der 16- bis 18-Jährigen, etwa 43 Prozent auf junge Erwachsene zwischen 19 und 24 Jahren. Viele fühlten sich trotz Schulbesuch, Ausbildung oder Freundeskreis emotional allein.
"Einsamkeit ist ein sehr subjektives, schmerzhaftes Gefühl – auch wenn man von Menschen umgeben ist", erklärt Birgit Satke, Leiterin des Beratungsteams. Veränderte Familienstrukturen, fehlende Aufmerksamkeit und der steigende Leistungsdruck in Schule und Gesellschaft seien zentrale Faktoren. Auch die Corona-Pandemie habe das Problem verschärft.
Digitale Kontakte ersetzen keine echte Nähe
Zwar erleichtern soziale Medien und Messenger-Dienste die Kommunikation – ersetzen aber laut Satke keine persönlichen Beziehungen. Viele Jugendliche haben online hunderte Kontakte, aber niemanden zum echten Gespräch. Auch digitale "Freundschaften" mit KI-gestützten Chatbots seien keine Lösung – sie könnten sogar reale soziale Beziehungen verdrängen.
Einsamkeit rund um Weihnachten oft besonders spürbar
Gerade in der Weihnachtszeit werde das Gefühl der Isolation oft besonders deutlich, so Satke. Die idealisierten Bilder von Familienglück in Schule, Medien und sozialen Netzwerken stünden oft in starkem Kontrast zur eigenen Lebensrealität. Streit, Trennung oder Gewalt in Familien könnten das Gefühl der Ausgrenzung verstärken.
Rat auf Draht versuche, gemeinsam mit Betroffenen die Ursachen der Einsamkeit zu ergründen und Auswege aufzuzeigen. Bei anhaltender Belastung sei auch psychologische Hilfe ratsam, betont die Expertin.
(Red)