Damals hat der Vater einer Freundin ihren Papa bearbeitet. Mit Erfolg. Anna Maria Fabianek durfte aufs Gymnasium.
Mutter Agnes kichert. Das tut sie mitunter wie ein junges Mädchen. Dabei liegen 45 Jahre Klosterleben hinter ihr. 37 Jahre davon hat sie als Äbtissin den Konvent geführt. Nein, das hätte sie sich nicht träumen lassen, damals in Hollabrunn. Überhaupt war sie eine, die im Religionsunterricht gestört hat. War ihr zu langweilig. Aber im Gymnasium ändert sich das. Sie hat gute Lehrer. Als sie die Matura ablegt, weiß sie schon, wohin der Weg sie führen wird.
Am 21. November 1961 trat ich im Zisterzienserkloster Mariastern-Gwiggen ein. Sie absolviert den dreijährigen theologischen Fernkurs, weil ich mit einem reflektierten Glauben durchs Ordensleben gehen wollte. Und beginnt ihr Noviziat wie alle Schwestern mit einfach Arbeiten.
Talent zum Elektriker
Sie entwickelt ein gewisses Talent, Steckdosen zu wechseln und Bügeleisen zu reparieren. Gießt aus Wachs kleine Jesukindlein. Und fertigt Linoldrucke an für die Rundbriefe der Abtei, denen Zahlscheine beiliegen. Denn der Konvent ist überaltert. Die Häuser sind baufällig. Süd- und Westflügel fehlen ganz.
In dieser Zeit wählen die Schwestern die 27 Jahre alte Agnes zur neuen Äbtissin. Wo doch Rom mindestens 40 Lebensjahre fordert. Rom sagt nein. Die Schwestern in Hörbranz wählen ein zweites Mal. Und wieder Schwester Agnes. Daraufhin sagt Rom: Gut, sie solls probieren. Aber Weihe kriegt sie keine. Ein Jahr später wird sie dann doch geweiht, nachdem in der Mehrerau der junge Kassian Lauterer Abt geworden ist.
Beide Wahlen bewähren sich. Während andere Klöster zusperren müssen, gründet Äbtissin Agnes 1982 ein Tochterkloster in ihrer Heimat. Heute leben 16 Schwestern in Marienfeld. In Hörbranz sind es 25. Fast alle hat Mutter Agnes in den Orden aufgenommen. Heut, sagt sie, muss ich büßen und genießen, was ich großgezogen hab. Das entfährt ihr. Sie schlägt die Hand vor den Mund. Und da ist es wieder, das Kichern eines jungen Mädchens.
ZUR PERSON
Agnes Fabianek