16 Jahre lang war er Pfarrer in Egg. Im Herbst 2007 entschied er sich, noch einmal woanders neu anzufangen. Ausgerechnet diesen Freitag gingen die Briefe zur Post. An diesem Freitag war der 50-jährige Seelsorger gerade auf Hausbesuch, als sein Handy klingelte. Dringend baten sie ihn um Hilfe. Er ging sofort. Wenig später sah man ihn immer wieder inmitten des Chaos. Wie er zu Füßen der aufgebahrten Toten das Kreuzzeichen schlug. Wie er mit Angehörigen betete. Rundum schlug der Wahnsinn dieser Nacht alles in seinen Bann. Wie eine stille Insel verharrten sie darin, weinend, die Köpfe gesenkt und die Hände gefaltet: Vater unser im Himmel . . .
In Frankreich gereift
Bis gestern fand Waibel kaum Zeit, über all das nachzudenken. Er tut einfach, was er kann. Seelsorge ist Handarbeit. Und Waibel hat bis zur Erschöpfung mitangepackt. Dabei wollte er gar nicht immer Priester werden. Tierarzt war mein Kindheitstraum. Aber dann hat er Steyler Missionare wie Peter Lehnherr kennengelernt. Waibel besuchte die Treffen einer Entscheidungsgruppe für junge Leute. Da ist der Wunsch dann aufgekommen nach einem geistlichen Beruf. Er hat u. a. ein Jahr lang in Paris studiert, zusammen mit Generalvikar Benno Elbs. Damals hatte ich viel Kontakt zur Pfarre Notre-Dame-de-Lorette im 9. Arrondissement. Dort hab ich Kirche hautnah erfahren. Bis heute erweisen sich seine Verbindungen nach Frankreich als tragfähig.
Solidarität tröstet
So hat der Egger Pfarrer im Angesicht der Katastrophe im Vinzenzheim noch am Samstag bei den Nonnen des Karmel De la Paix in Cluny im Burgund angerufen. Sich ausgesprochen und Trost erfahren. Ich weiß seither, dass von dort viel Segen kommt. Das sagte er auch gestern beim Sonntagsgottesdienst: In ganz Österreich, aber auch darüberhinaus stehen die Menschen im Gebet an unserer Seite. Dabei sah er in fragende, bedürftige Gesichter. Und ist doch selber auch einfach unheimlich traurig.