Und auch bereits an der documenta in Kassel hat er teilgenommen, als den meisten Vorarlbergern die Bedeutung dieser nur alle fünf Jahre stattfindenden Weltkunstschau noch gar nicht klar war.
Absolut kalt ließ den Künstler Gottfried Bechtold eine gestern absolvierte Fahrt aber doch nicht. Sie führte von Süßen, einem Ort in Süddeutschland, in dem sich eine Kunstgießerei befindet, nach Bregenz.
Baumhoch und goldig
Im Gepäck, das heißt, im Transporter vor ihm, befand sich eine knapp 7 Meter hohe Baumskulptur. Ready Maid wurde für den Vorplatz des umgebauten Festspiel- und Kongresshauses geschaffen und befindet sich seit Dienstagabend nun dort. Baumhoch und wie Gold glänzend ist sie Kunst gewordene Natur neben einem Haus, in dem Menschen in Rollen schlüpfen.
Das passt jetzt wie wenn das Häfele ein Deckele bekommt, verwendete Bechtold angesichts der vollendeten Arbeit ein in Vorarlberg gebräuchliches Sprichwort. Er ist auch sonst recht bodenständig geblieben. Ich bin einer, der da richtig mit zupackt, ließ er verlauten. Die anderen schuften lassen, während er gerade mal ein paar Anweisungen gibt, ist bei Bechtold nicht drin. Egal ob es nun um Beton oder Bronze geht, der Künstler hat nicht nur die Idee, er führt sie auch weitgehend selbst aus.
Längere Geschichte
Ready Maid, wie die Skulptur heißt, die in einem Regenteich steht und damit ein wesentliches Element der Platzgestaltung vor dem Festspielhaus wird, hat eine längere Geschichte. Angesichts einer Pappel, die in einem kleinen Ort in der Nähe von Lindau wuchs, formte sich für Bechtold in der Astgabelung nicht nur eine Skulptur heraus, er hegte auch den Verdacht, dass der Baum bereits eine faule Stelle hatte, die Gabel also rasch abgesägt werden musste, um sie zu retten. Der Besitzer überzeugte sich von der Richtigkeit der Befürchtung Bechtolds und der Baum kam ins Hörbranzer Atelier.
Nachgebildet und mit Bronze veredelt, wird er für die Betrachter zur Figur oder wieder zum Baum – das schürt jedenfalls die Phantasie.
ZUR PERSON
Gottfried Bechtold