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Eine Spätsommernacht - Kritik zum Film

Neo-Tschechow vor österreichischen Alpen: Der heimische Regisseur Bernhard Kammel hat sich an ein ungewöhnliches Experiment gewagt und einen russischen Film gedreht - in Österreich.

Das gesamte Ensemble seines symbolistischen Kammerspiels um eine Sommergesellschaft, die sich zum Feiern in einer Hütte trifft, während draußen der von der zurückgelassenen Tochter beschworene Weltuntergang droht, spricht Russisch. Auch für Ausstattung und Kostüme zeichnen Russinnen verantwortlich. Alles andere hat Autodidakt Kammel als Regisseur, Drehbuchautor, Produzent und Kameramann selbst besorgt. Ab dem 11. Mai läuft das Werk im Wiener Gartenbaukino.

“Eine Spätsommernacht”: Russische Parabel vor österreichischen Alpen

Vier Frauen samt Begleitern haben sich in der Berghütte eines einstigen Busfahrers (Victor Lanberg) versammelt, wo sie mit diesem auf seine Pensionierung anstoßen wollen. Eine der Gesellschaftsdamen hat dafür ihre elfjährige Tochter allein in der Wohnung zurückgelassen, die darauf den Untergang der Welt heraufbeschwört. In Folge häufen sich tatsächlich die Anzeichen bevorstehenden Unheils. Während das von Gewissensbissen geplagte Kind ihr schlechtes Gewissen mit Hilfe eines orthodoxen Priesters bearbeitet, befindet sich die Gesellschaft am Berg in mittlerweile eschatologisch-erotischer Stimmung. Die einen begegnen dem möglichen Ende mit dem Vergessen ihrer Zurückhaltung, die sensible Sonja (Anna Sinjakina) hingegen verzweifelt an der Lage. Schließlich löst sich die Anspannung in Wohlgefallen.

Kammel setzt in seinem zweiten Spielfilm nach “Die Tochter” (2007) auf eine Tschechow’sche Figurenkonstellation. Die Riege der theatral ausgebildeten Schauspieler wird über weite Strecken als Tableaux Vivants inszeniert. Zudem setzt der Regisseur auf die antimimetische Spielweise seiner Protagonisten – eine Anmutung, die durch die vollständige Nachsynchronisation des Films zusätzlich verstärkt wird. Somit entfaltet sich eine hölzerne, symbolistische Parabel in fragmentarischen Szenen auf der Leinwand – ein Versuch, der letztlich vor allem das hierin geschulte russische Publikum ansprechen dürfte.

(APA)

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