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Eine Lebensgeschichte

60 Ehejahre haben die Jubilare zusammengeschweißt.
60 Ehejahre haben die Jubilare zusammengeschweißt. ©Privat/Karin Lässer
Vor 60 Jahren gaben sich Helga Frasnelli, adoptierte Fulterer, und Oskar Piffer das Jawort.
Diamantene Hochzeit

 Helga wurde als lediges Kind (die Mutter war erst 15 Jahre alt) in Bozen/Südtirol geboren. Von zu Hause verstoßen, nahm die Schneiderin Ella Fulterer aus Bozen sie und Helga auf und ermöglichte ihr die Schneiderinnenlehre. Durch die Südtirol-Option kamen die Fulterers nach Dornbirn. Helga und ihre Mutter wurden wegen Auswanderungs-Papierproblemen von Pflersch über dem Tribulaun (2651 Meter) ins Gschnitztal „geschmuggelt“. Bis zu ihrem neunten Lebensjahr wuchs Helga bei ihrer Mutter auf, sie wurde dann von der Familie Fulterer adoptiert und von der Mutter getrennt. Nach Volks- und Hauptschule fand sie Arbeit bei der Firma F.M. Rhomberg und dann bei Gebrüder Ulmer, später arbeitete sie bei der Druckerei Vigl in der Buchhaltung.

Als fünftes Kind kam Oskar in der Zollgasse zur Welt. Nach dem Tod seines Bruders Bruno, der von einem Besatzungssoldaten erschossen wurde, zog die Familie 1945 in die Nachbaurstraße, in der auch Helga wohnte. Oskar besuchte ebenfalls die Volks- und Hauptschule. Er machte bei Bruno Diem die kfm. Lehre, war dort zwei Jahre Verkäufer und wechselte dann zur Großmolkerei als Verkaufsfahrer.

Die Liebe gefunden

Anfang 1960 lernten sich Helga und Oskar näher kennen, und an Helgas 18. Geburtstag verliebten sie sich. Sie verlobten sich 1962 und heirateten am 18. Oktober 1963 standesamtlich und am 19. Oktober kirchlich. 1966 schlossen sie glücklich Sohn Jürgen in die Arme und 1969 Tochter Ulrike. Oskar wechselte 1968 die Staatsbürgerschaft von der deutschen zur österreichischen und absolvierte 1969 den Wehrdienst. Nach dem Bundesheer beförderte ihn die GROMO zum Verkaufsleiter, 1978 wechselte er zur neu gegründeten Firma efef Fleischwaren als Verkaufs- und Vertriebsleiter, war 1990 ein Jahr Verkaufsleiter bei Mohrenbräu, dann sechs Jahre bei der Firma Hosp (jetzt Emmi) Verkaufs- und Betriebsleiter. Die letzten Arbeitsjahre bis zur Pensionierung übte der Jubilar als Verkaufsleiter bei der Firma Rupp-Käsle aus.

Helga findet ihre Familie

Ein besonderer Höhepunkt in Helgas Leben war auf der Hochzeitsreise erstmals wieder der Kontakt zu ihrer leiblichen Mutter, die verheiratet war und einen Sohn und eine Tochter hatte. Den Namen ihres leiblichen Vaters, der in Buenos Aires lebte, erfuhr die Jubilarin erst nach dem Tod der Adoptiveltern. Helga schrieb ihm einen Brief, auf den er auch antwortete. „1995 waren wir in Ecuador und nahmen telefonischen Kontakt auf. Er versprach, 1998 nach Dornbirn zu kommen. Dieses Versprechen hielt er, und so traf Helga mit 56 Jahren ihren leiblichen Vater“, berichten die Jubilare. „2004 flogen wir nach Buenos Aires und lernten ihre drei Geschwister mit Familien kennen. Es war ein wunderbares Ereignis, und in den letzten Jahren wurden Besuche hüben und drüben mehrfach absolviert.“

Erfüllte Jahre

Helga war Mitbegründerin des Eltern-Kind-Zentrum in Dornbirn, bei Quick-Schuh Verkäuferin und lange im Milch-Werbewagen der GROMO. Zudem war sie eine perfekte Hausfrau und gute Köchin, wie auch schon ihre leibliche Mutter, die sogar Kochbücher verfasste. Sie nähte für ihre Familie und Freunde. Ihre künstlerische Ader lebte sie mit Stickereien, Bauernmalerei und Glasritzen aus. Im Vorarlberger Familienverband war sie über zehn Jahre im Ausschuss und für Haselstauden zuständig und organisierte diverse Veranstaltungen speziell mit Kindern. Acht Jahre pflegte sie einen alleinstehenden Cousin, sie nahmen ihn auch mit auf Urlaube. Heute löst sie begeistert Kreuzworträtsel.

Die Jubilare waren nach den Pflegefällen der Eltern viel auf Reisen und Kreuzfahrten. Früher wanderten sie viel, jetzt werden Freundschaften gepflegt. Wegen Handgelenkproblemen gab Helga das Tennisspielen auf, Oskar trifft sich immer noch regelmäßig mit Freunden zu Tennisterminen. Beim Seniorenclub +55 kegelt er, und im relativ großen Garten findet er reichlich Beschäftigung. Über zehn Jahre war er Kassier und Obmann des OGV Dornbirn, spielte in jungen Jahren Eishockey beim EHC Dornbirn und managte die Spiele. Bei den Pfadfindern betreute er 28 Jahre als Kassier den Flohmarkt und den Club. Seit seiner Pensionierung hat Oskar den Ski-Dreiländerpass und geht regelmäßig mit Freunden oder alleine auf die Piste. Seit 40 Jahren ist er Lektor in der Pfarrkirche Haselstauden. Kartenspielrunden mit Helga und Herren-Stammtische werden regelmäßig besucht. Als Leserbriefschreiber ist er ebenfalls bekannt.

Familienmenschen

Helga und Oskar freuen sich über ihre fünf Enkel, Zwillingsmädchen vom Sohn mit Astrid und zwei Söhne und ein Mädchen von der Tochter aus erster Ehe. 2020 heiratete der älteste Enkel, und ein Jahr später kam Urenkel Ilias zur Welt.

Verwandte in Österreich, Südtirol und Deutschland werden regelmäßig besucht. Autofahren ist für Oskar nach zurückgelegten Millionen Kilometern reine Routine. Kontakte zu allen Familienmitgliedern und Treffs hier im Ländle oder Wien bereichern den Alltag der Jubilare. Ein gesundes Familienleben hält jung, und Helga und Oskar hoffen, noch einige gemeinsame Jahre erleben zu dürfen. 

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