Er wollte weg. Und das möglichst weit. Doch nicht einfach nur als Weltenbummler. Also verknüpfte Alois Bischofberger seine Reiselust mit einer besonderen Mission. Er verdingte sich bei den Styler Missionaren als Missionar auf Zeit und arbeitete ein Jahr in einem Kinderheim in Brasilien. Der junge Bezauer hat die Entscheidung nicht bereut. Denn: Sie war richtungsweisend für mein weiteres Leben. Dass er heute Erziehungswissenschaften studiert, ist dabei nur ein Aspekt. Ich bin auch erwachsener, selbstständiger und vor allem vorurteilsloser geworden, sagt er.
Auf Umwegen nach Conde
Die Aktion Missionar auf Zeit besteht seit 1980. Rund 2000 junge Leute im Alter zwischen 18 und 30 Jahren haben das Angebot bislang wahrgenommen. Bei den den Styler Missionaren handelt es sich um Frauen und Männer, die auf allen Kontinenten christliche Gemeinden und soziale Projekte betreuen. Noch heute und morgen gibt es im Bildungshaus St. Arbogast Informationen zu den Einsatzmöglichkeiten. Auch Alois Bischofberger wird Rede und Antwort stehen. Ihn selbst verschlug es auf Umwegen in das schöne, doch bitterarme Städtchen Conde an der brasilianischen Atlantikküste. Zuerst absolvierte der Bregenzerwälder eine Lehre als Maschinenmechaniker, dann das Bundesheer. Danach habe ich mir gedacht, dass es eigentlich noch mehr geben müsste, erzählt er. Bischofberger heuerte beim Europäischen Freiwilligendienst an und kam an eine Kindertagesstätte nach Luxemburg. Dort lernte er auch den brasilianischen Kampfsport Capoeira kennen, der ihn sofort faszinierte. Zurück in der Heimat machte sich Alois auf die Suche nach einer solchen Gruppe und wurde in Feldkirch fündig. Er kam mit der Freundin des brasilianischen Trainers in Kontakt, die ihm von ihren Erfahrungen als Missionarin auf Zeit erzählte. Und schon wusste der junge Mann, was er wollte.
Intensive Vorbereitung
Die Vorbereitungszeit gestaltete sich intensiv. Es geht ja auch darum herauszufinden, ob man wirklich geeignet ist, sagt Bischofberger. Schließlich heißt es, ein Jahr lang in einer Ordensgemeinschaft mitzuleben, mitzuarbeiten und mitzubeten. Eine christliche Einstellung sei also von Vorteil. Dass ihm Brasilien als Einsatzland angeboten wurde, kam gelegen. Obwohl er kaum Portugiesisch konnte. Anfangs habe ich mich mit Händen und Füßen verständigt, schildert der Spross einer Landwirtsfamilie die ersten sprachlichen Gehversuche. Aber: Die Menschen in Conde waren sehr freundlich und offen.
Kinderbetreuung
Die kleine Stadt im Nordosten von Brasilien kann seinen 25.000 Bewohnern nicht viel bieten. Was vor allem Kinder trifft. Können sie von den Eltern nicht mehr versorgt werden, schiebt man sie ab. Manche haben das Glück, in einem von einem deutschen Pfarrer gegründeten Heim unterzukommen. Dort hat auch Alois Bischofberger mit einer Kollegin gearbeitet. Daneben nahmen sie gemeinsam pastorale Aufgaben wahr, begleiteten den Pfarrer in andere Distrikte und halfen in der Jugendbetreuung mit. Inzwischen wohnt Bischofberger in Innsbruck. Was ihm manchmal fehlt, ist die Wärme. Auch in Bezug auf die Menschen. In Brasilien reden die Leute mehr miteinander, sagt er. Deshalb pflegt er die entstandenen Kontakte umso sorgsamer.