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Ein Zeichen gegen "Kriminaltouristen"

Bis zu siebeneinhalb Jahre Haft für professionelle Taschendiebe - das Wiener Oberlandesgericht setzte ein deutliches Zeichen gegen „Berufsverbrecher und Kriminaltouristen" - Haupttäter werden bis zu 700 Diebstähle zur Last gelegt.

Ein deutliches Zeichen gegen bandenartig auftretende professionelle Taschendiebe setzte am Montag das Wiener Oberlandesgericht (OLG): Fünf Rumänen wurden wegen gewerbsmäßigen schweren Diebstahls zu langjährigen Freiheitsstrafen verurteilt. Der Haupttäter Marin G. (53), dem nicht weniger als 700 Fälle mit einer Schadenssumme von mindestens 17.000 Euro angelastet wurden, erhielt siebeneinhalb Jahre Haft. Ion P. (33), der 600 Mal zugeschlagen und dabei sogar über 70.000 Euro erbeutet hatte, bekam fünf Jahre Haft.


Drei weitere Angeklagte erhielten in der Berufungsverhandlung Freiheitsstrafen zwischen vier und fünf Jahren. Die insgesamt neunköpfige Bande hatte im Vorjahr vor allem die Bundeshauptstadt unsicher gemacht. In erster Instanz waren die Taschendiebe zu Haftstrafen zwischen 15 Monaten und drei Jahren verurteilt worden, was Oberstaatsanwalt Georg Karesch als viel zu milde empfand: Er trat nun im Justizpalast aus generalpräventiven Gründen für eine deutliche Strafverschärfung ein.

“Berufsverbrecher und Kriminaltouristen”


Der Berufungssenat (Vorsitz: Gerhard Jelinek) kam diesem Ersuchen nach: Das Erstgericht habe die Strafen „viel zu gering bemessen“, hieß es. „Es handelt sich um Berufsverbrecher und Kriminaltouristen, die ausschließlich damit ihr Leben finanzieren“, stellte das Gericht in der Urteilsbegründung fest.


Nachforschungen im Ausland hatten nämlich ergeben, dass die Haupttäter schon in Rumänien und in Deutschland wegen gleich gelagerter Delikte vorbestraft sind. So hat Marin G. bereits fünf Jahre in einer Zelle in Bukarest verbracht.

Telefonüberwachung brachte die Wahrheit ans Licht


Auf die unglaublich klingende Vielzahl der Fakten war man im Zuge umfangreicher Telefonüberwachungen gekommen. Die Bande hatte sich hauptsächlich auf so genannte Bankanschlussdelikte spezialisiert:
Vorwiegend ältere, gebrechliche Leute werden in diesen Fällen beim Geldabheben beobachtet. Nach dem Verlassen der Filialen nähern sich die Profis dann den Opfern und verfolgen sie teilweise bis nach Hause, ehe sie „zuschlagen“.


Die Täter bezeichneten diese in den abgehörten Telefonaten respektlos als „Dumme“ und – im Hinblick auf deren Alter – „tote Frauen“. Weil es in Österreich angeblich so leicht ist, reiche Beute zu machen, hatten sie sogar Bekannte aus Spanien eingeladen, die im Süden weniger Erfolg gehabt hatten.

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