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Ein Wechselbad: Frühling 2019 war zu warm und doch zu kalt

Das Wetter in Frühling erinnert an eine Achterbahnfahrt.
Das Wetter in Frühling erinnert an eine Achterbahnfahrt. ©APA/HELMUT FOHRINGER
Die Bauernregel "Der April macht was er will" dürfte sich heuer auf den ganzen Frühling ausdehnen. Nach Hitze- und Dürrewellen um März ist der Mai außergewöhnlich nass und kalt.

Der Frühling hatte ein Wechselbad der Gefühle zu bieten, was das Wetter betraf: Zuerst war er zu warm und trocken, dann ungewöhnlich kühl und kalt. Der Mai geht laut vorläufiger Bilanz der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) als einer der nassesten in die Messgeschichte ein. Für die Vegetation gab es einen schnellen Start, gefolgt von einem Dämpfer.

März deutlich zu warm

Der Frühling 2019 brachte sehr unterschiedliche Monate. Ungewöhnlich warm waren der März (einer der 15 wärmsten der Messgeschichte) und der April (einer der 25 wärmsten der Messgeschichte). Deutlich zu kühl fällt hingegen der Mai aus. “Rechnet man die Prognosen für die nächsten Tage ein, liegt der Mai 2019 um 2,6 Grad unter dem vieljährigen Mittel. Das ist der kühlste Mai seit 1991”, sagte Alexander Orlik von der ZAMG. “In der Gesamtbilanz ergeben diese drei sehr unterschiedlichen Monate einen Frühling der 0,4 Grad über dem Durchschnitt liegt.”

Die Zahl der Sommertage (mindestens 25 Grad) lag deutlich unter dem Mittel: “In den Landeshauptstädten gab es in diesem Frühling in Bregenz und Klagenfurt keinen einzigen Sommertag. Im vieljährigen Mittel sind es in Bregenz drei und in Klagenfurt sieben Sommertage”, bilanzierte Orlik. “Wien und St. Pölten verzeichneten vier Sommertage, in einem durchschnittlichen Frühling sind es hier sieben.”

Trockenheit im März und April

März und April waren in der österreichweiten Auswertung um mehr als 20 Prozent zu trocken. Der Mai wird um mehr als 30 Prozent zu nass ausfallen. In Summe ergibt das für den Frühling 2019 im Großteil Österreichs zehn bis 40 Prozent mehr Niederschlag als im vieljährigen Durchschnitt. Etwas zu trocken blieb es in Teilen Unterkärntens und der Steiermark.

Die ersten Auswertungen für den Mai zeigen historisch hohe Regenmengen. “In Vorarlberg und Nordtirol ist das einer der vier nassesten Mai-Monate der vergangenen 160 Jahre. Die endgültige Platzierung hängt von den Regenmengen der letzten Tage des Monats ab”, berichtete Orlik. “Im Gebiet vom Flachgau über Ober- und Niederösterreich und Wien bis zum Nordburgenland ist dieser Mai einer der 15 nassesten der Messgeschichte.”

Mai zu kalt und zu nass

Der kühle und feuchte Mai brachte auf den Bergen immer wieder Neuschnee. Oberhalb von 2.000 Metern Seehöhe lagen rund 50 bis 100 Zentimeter mehr Schnee als an einem durchschnittlichen Mai-Ende. Auch in tiefen Lagen gab es in diesem Frühling Schnee: Am 5. Mai lag in der Stadt Salzburg und in Kufstein eine zwei Zentimeter hohe weiße Decke. Eine solche gab es im Mai hier zuletzt 1987.

Es gab heuer deutlich weniger Gewitter als in einem durchschnittlichen Frühling. Das österreichische Blitzortungssystem ALDIS registrierte in diesem Frühling nur rund 2.300 Einschläge. Das ist mit Abstand der geringste Wert seit Beginn der Blitzmessungen im Jahr 1992 (2018 waren es knapp 30.000 Einschlägen).

Pflanzen im Wetterstress

Die Entwicklung der Pflanzen hatte bis Ende April einen Vorsprung von etwa sieben bis zehn Tagen zu einem durchschnittlichen Frühling (Klimavergleichsperiode 1981 bis 2010). So endete die Apfelblüte schon Ende April, um mehr als eine Woche früher als im Mittel. Um dieselbe Zeit begann der Holunder in den warmen Regionen Österreichs seine Blüten zu öffnen. Der Mai mit ungewöhnlich tiefen Temperaturen ließ die phänologische Entwicklung nur schleppend vorankommen. Es sei aber noch zu früh, um die Wirkung der Maikälte auf die phänologische Entwicklung genau angeben zu können, betonten die ZAMG-Experten.

Die vorläufige Klimabilanz zum Monatsende basiert auf der ersten Auswertung der rund 270 Wetterstationen der ZAMG sowie auf der räumlichen Klimaanalyse an 84.000 Datenpunkten in Österreich mittels SPARTACUS. Die Daten der Wetterstationen reichen zum Teil bis ins 18. Jahrhundert zurück.

(APA/red)

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