Aber das Meiste ist getan.
Den Mond beachten
Den 19. April hat sich Robert Nagel rot angestrichen im Kalender. Ab diesem Mittwoch herrscht für zwölf Tage übergehender Mond. Dann leert sich die Halle des jungen Harder Bootsbauers wenigstens zur Hälfte. Natürlich schaut er auf den Mond. Da mag die deutsche Kundschaft noch so lächeln. Er weiß aus Erfahrung, dass frisch verleimte Hölzer rascher dichten und Plastikboote innen nicht zum Schwitzen kommen, wenn sie zum richtigen Mond ins Wasser kamen. Und seinem eigenen Boot, der 79 Jahre alten Topsy, gab er ihren allerersten Namen wieder, weil das Umbenennen von Schiffen Unglück bringt? Ach was, sagt Robert Nagel und schwingt sich aufs Deck der alten Lady, aber mich tauft ja auch keiner um.
Knapp 58.000 Boote sind heute am Bodensee registriert. 14 davon liegen dicht bei dicht in Nagels Halle. Die Masten hängen unter der Hallendecke. Alle aus kanadischem Spruce-Holz verleimt, nicht einer aus Aluminium. Aber die dazugehörigen Boote sind auch etwas älter.
Auf Umwegen zum Ziel
Eigentlich hat der 44-jährige Harder ja Tischler werden wollen. Oder Glaser. Gelernt hat er beides. Aber wer nur wenige Schritte von der Harder Bucht aufwächst und heute nicht mehr sagen kann, wann er eigentlich schwimmen lernte, den mag s an Land nicht leiden. Also hat Nagel jahrelang beim Bootsbauer Biatel das Handwerk von der Pike auf gelernt. Wechselte dann kurz in den Verkauf einer Schreinerei. Aber das passte nicht. Kollegen haben ihn dann ordentlich kneten müssen, bis er den Sprung in die Selbständigkeit wagte.
Den Ausschlag dafür gab schließlich Günther Lehner. Der Chef des Harder Verpackungsriesen sperrte ihm die Halle auf, in der seine Firma Alpla vor 50 Jahren ihren Anfang nahm. Auch den ersten Auftrag steuerte Lehner bei: Eine Rennyacht aus den Dreißigerjahren. Er hat sie völlig restauriert. Heute liegt sie bei bei Robert Nagel im Winterlager. Auf dem schmalen Fensterbord seines Büros stehen Zinnbecher und Teller, die Nagel bei Regatten selber ersegelt hat. Und zwischen grob zugeschnittenen Hölzern und meterweise Tauwerk an der Wand gesteht er lächelnd ein, dass er den Job gefunden hat, der ihn ganz einfach glücklich macht.
ZUR PERSON
Robert Nagel