Ein Schütze berichtet vom Training mit dem Täter – und einem beunruhigenden Gefühl

Nach dem tödlichen Amoklauf an einem Gymnasium in Graz, bei dem ein 21-Jähriger zehn Menschen tötete und sich anschließend das Leben nahm, kommt nun ein Sportschütze zu Wort, der mit dem Täter in einem Verein trainiert hatte. Gegenüber dem Nachrichtenmagazin "profil" äußerte der 65-Jährige deutliche Zweifel daran, wie der junge Mann überhaupt eine Waffenbesitzkarte erhalten konnte.
"Ich traute ihm das zu"
"Ich traute ihm das zu", sagte der Mann laut "profil". Dass der 21-Jährige einen Psychotest bestanden haben soll, sei für ihn schwer nachvollziehbar. Er habe nie einen empathieloseren Menschen erlebt. Nach Bekanntwerden der Tat habe er, damals im Urlaub in Kroatien, sofort an den Täter denken müssen. "Elf Leute sind gestorben, und wir waren unbewusst ein Glied in einer langen Kette", so der Zeuge.
Unheimlicher Eindruck beim Schießtraining
Besonders in Erinnerung blieb ihm eine gemeinsame Trainingseinheit im Verein: "Nach einem guten Schuss lobte ich ihn, schaute ihm von der Seite ins Gesicht und erschrak, wie regungslos er blieb. Da war nichts. Es war gruselig." Der Mann habe das Training daraufhin abgebrochen.
Kritik am Waffenvergabesystem
Neben persönlichen Eindrücken äußerte der Sportschütze auch systemische Kritik: Psychologische Tests sollten seiner Ansicht nach nicht erst vor dem Waffenkauf, sondern bereits zu Beginn der Schießausbildung erfolgen.
Auch brauche es in Vereinen mehr Betreuung und Gespräche mit Neulingen, um Auffälligkeiten frühzeitig zu erkennen. Problematisch sei zudem, dass viele Waffenbesitzer nicht über Vereine, sondern über Händler zum Besitz gelangen.
(VOL.AT)